Robert Klatt
Ein neuer Impfstoff geht gegen Zuckermoleküle vor, mit denen sich viele Viren vor dem Immunsystem verstecken. Der Impfstoff schützt vor allen Coronaviren und soll Auffrischungsimpfungen unnötig machen.
La Jolla (U.S.A.). SARS-CoV-2 und viele andere Viren nutzen Zuckermoleküle (Glykane) auf ihrer Oberfläche, um sich vor den Antikörpern des Immunsystems zu tarnen. Forscher des Scripps Research Institute haben deshalb einen neuen Impfstoff entwickelt, der nicht gegen Viren vorgeht, sondern gegen ihre Zuckermoleküle.
Laut der Präsentation auf dem American Chemical Society (ACS) Spring 2025 Digital Meeting hatten die Wissenschaftler das Ziel, eine einzelne Impfung zu entwickeln, die vor unterschiedlichen Coronaviren gleichzeitig schützt. Dadurch sollen auch die regelmäßigen Auffrischungsimpfungen entfallen, die, während der Covid-19-Pandemie aufgrund der hohen Mutationsrate von SARS-CoV-2, vor allem im Rezeptorbindungsbereich des Spike-Proteins, nötig waren.
„Bei vielen Impfstoffen, etwa gegen Pocken oder Tetanus, reicht eine einmalige Impfung. Aber bei der Grippe brauchen wir jedes Jahr eine neue Dosis.“
Bei der Entwicklung des neuen Impfstoffs haben sich die Forscher auf eine besonders stabile Region des Spike-Proteins konzentriert. Dieser Bereich ist bei SARS-CoV-2 von Zuckerketten bedeckt, um die Viren vor einer Immunreaktion zu schützen. Die Wissenschaftler haben deshalb einen zuckerarmen Impfstoff entwickelt, der die Glykane enzymatisch entfernt. Das Immunsystem kann dadurch spezielle Antikörper produzieren, die den normalerweise gut geschützten Bereich des Spike-Proteins angreifen.
In Tierversuchen mit Hamstern und Mäusen hat der neue Universalimpfstoff eine hohe Schutzwirkung vor SARS-CoV- und MERS-CoV-Varianten erreicht. Die Antikörperkonzentration war deutlich höher und vielfältiger als bei Impfstoffen, die sich gegen einzelne Coronaviren richten. Laut den Forschern ist es wahrscheinlich, dass der Impfstoff sogar vor Coronaviren schützt, die Erkältungen oder grippeähnliche Symptome verursachen. In den Tierversuchen wurde dies aber nicht überprüft.
Die Forscher haben zudem eine klinische Phase-I-Studie mit menschlichen Probanden in Kooperation mit Rock Biotherapeutics durchgeführt. Die Ergebnisse wurden aber bisher nicht veröffentlicht.
