Robert Klatt
Eine neue Studie zeigt, welche Ursache ein Bierbauch neben einer falschen Ernährung und Bewegungsmangel noch hat.
London (England). In Europa haben Übergewicht und Fettleibigkeit laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits epidemische Ausmaße erreicht. Vor allem ältere Männer haben oft eine typischerweise feste und kugelförmige Fettansammlung im Bauchbereich, die umgangssprachlich auch als Bierbauch bezeichnet wird. Eine im Fachmagazin Sleep Medicine publizierte Studie hat nun belegt, dass dieser neben nicht nur durch eine falsche Ernährung und Bewegungsmangel, sondern auch durch schlechten Schlaf verursacht wird.
Die Studie basiert auf Gesundheitsdaten von über 5.000 Frauen und Männern, die zwischen 2011 und 2014 am US National Health and Nutrition Examination Survey teilgenommen haben. Im Mittel waren die Probanden 37 Jahre alt und schliefen täglich unter sieben Stunden. Die optimale Schlafdauer liegt laut einer Großstudie der Fudan Universität hingegen bei sieben Stunden.
Laut den analysierten Gesundheitsdaten nimmt das intraabdominale Fett (Viszeralfett), das sich in der Bauchhöhle sammelt, durch Schlafmangel stark zu. Menschen, die permanent weniger als acht Stunden schlafen, neigen laut der Studie deshalb dazu, Fett im Bauchbereich anzusammeln. Zudem begünstigt das viszerale Fett, das in der Medizin als besonders gesundheitsschädigende Fettart gilt, unterschiedliche Entzündungsprozesse im Körper.
Die Studie zeigt zudem, dass Schlafmangel bestimmte Regulationsmechanismen im Gehirn stört, darunter auch das Belohnungszentrum sowie eine Region, die den Appetit und das Schlafbedürfnis kontrolliert.
Bei Menschen, die zu wenig schlafen, nimmt dadurch das Hormon Leptin, das ein angenehmes Sättigungsgefühl verursacht, ab. Gleichzeitig steigt die Konzentration des Hormons Ghrelin, das dem Gehirn Hunger signalisiert. Die Nahrungsaufnahme und das Schlafverhalten geraten dadurch durcheinander, was mittel- bis langfristig dazu führt, dass dieser Zustand zur neuen Norm wird und dass der Bierbauch entsteht.
Sleep Medicine, doi: 10.1016/j.sleep.2023.03.013