Robert Klatt
Die größte Impfstudie Deutschland hat mögliche Ursachen für Covid-19-Durchbruchsinfektionen entdeckt.
Essen (Deutschland). Inzwischen haben mehrere Studien bestätigt, dass es auch bei vollgeimpften Personen zu Covid-19-Durchbruchsinfektionen kommen kann. In einigen Bundesstaaten der USA sind etwa Impfdurchbrüche für mindestens ein Fünftel (20 %) der Covid-19-Infektionen verantwortlich. Eine Studie der Universität Duisburg-Essen (UDE) hat nun eine mögliche Ursache dafür gefunden, wieso es zu Covid-19-Impfdurchbrüchen kommt.
An der größten Impfstudie Deutschlands nahmen mehr als 2.500 Beschäftigte des Uniklinikums Essen teil. Die Probanden wurden seit dem Frühjahr 2021 unter Leitung des Instituts für Pharmakogenetik und des Instituts für Virologie kontinuierlich untersucht. Nach ihrer Erst-, Zweit- und Drittimpfung wurden Blutproben entnommen, mit denen die Antikörpertiter gegen das Virus bestimmt wurden. Zusätzlich wurden mithilfe von Fragebögen der allgemeine Gesundheitszustand der Probanden und eventuell aufgetretene Infektionen mit dem Coronavirus erfasst.
Laut der Publikation im Fachmagazin Frontiers in Immunology basieren die nun veröffentlichten Zwischenergebnisse auf Daten von 1.391 Probanden. 102 Probanden (7 %) infizierten sich zwischen Ende November 2021 und Anfang März 2022 trotz Boosterimpfung mit der Omikron-Variante des Virus.
„Das Gute an der Nachricht ist, dass bei allen Infizierten die Erkrankung nur kurz dauerte und milde verlief, ähnlich wie bei einer Erkältung. Niemand musste im Krankenhaus behandelt werden. Wir sehen also bestätigt, dass man nach Booster-Impfung trotz Infektion vor einem schweren Verlauf geschützt ist“, erklärt Prof. Winfried Siffert vom Institut für Pharmakogenetik.
Laut den Blutproben waren die Antikörpertiter bei den Infizierten im Vergleich zu den Nicht-Infizierten deutlich niedriger. Die Patienten haben demnach schwächer auf die Impfung reagiert und weniger Antikörper gebildet. Beobachtet wurde dies unabhängig vom Alter, Geschlecht und Vorerkrankungen. Wieso die Probanden weniger Antikörper bildeten, wird noch untersucht.
Zudem untersuchte die Studie die Neutralisierungsfähigkeit der Antikörper. Diese Kennzahl beschreibt, wie gut die Antikörper die Infektion von Zellen verhindern. Hierbei bemerkten die Forscher, dass das Blutserum von Infizierten die Omikron-Variante deutlich schlechter neutralisieren kann als bei den nicht infizierten Probanden. Neben der geringeren Antikörperanzahl ist hierfür sehr wahrscheinlich auch die Beschaffenheit der Antikörper verantwortlich.
Frontiers in Immunology, doi: 10.3389/fimmu.2022.907343