Robert Klatt
Cannabis wird als Arzneimittel immer beliebter. Im Vergleich zu klassischen Cannabiszigaretten erhöhen Vaporizer (Verdampfer) die Wirkung des pflanzlichen Medikaments.
Baltimore (U.S.A.). Cannabis wird seit mindestens 4.700 Jahren als natürliches Arzneimittel genutzt. Das große Potenzial hat in den letzten Jahren auch die westliche Schulmedizin erkannt, die die Wirkstoffe der Cannabispflanze vor allen als Schmerzmittel einsetzt. Studien haben aber auch belegt, dass Cannabis das Tumorwachstum verlangsamt und Krebszellen platzen lässt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat deshalb angekündigt, Cannabis zeitnah von der Liste der gefährlichsten Drogen zu entfernen und eine neue Klassifizierung der Pflanze vorzunehmen.
In Deutschland wird Cannabis, das schwerkranke Personen unter bestimmten Voraussetzungen seit März 2017 erhalten können, vor allem als Medikament verabreicht. In anderen Ländern wie den U.S.A., die den Zugang zu Cannabis deutlich vereinfacht haben, erhalten Patienten mit Rezept ihres Arztes aber auch unverarbeitetes Cannabis, das sie rauchen oder verdampfen können.
Wissenschaftler der Johns Hopkins School of Medicine haben deshalb untersucht, welche Konsumart sich bei der Nutzung von Cannabis als Arzneimittel besonders eignet. Laut der im Fachmagazin JAMA Network Open publizierten Studie hat das Team um Tory Spindle dabei das Rauchen von Cannabiszigaretten und das Verdampfen der Pflanzen in einem guten Vaporizer verglichen.
Die 17 erwachsenen Probanden haben im Vorfeld der Studie für mindestens einen Monat kein Cannabis konsumiert. Während des Experiments erhielten sie Cannabis mit null, zehn oder 25 Milligramm THC, das sie rauchten oder verdampften. Die Wissenschaftler analysierten anschließend anhand von Blutproben wie viel THC die Probanden dabei aufnahmen.
Laut den Studienergebnissen führte sowohl das Rauchen als auch das Verdampfen bei Cannabisblüten mit zehn Milligramm THC bei den Probanden zu einer mäßigen Einschränkung der kognitiven Fähigkeiten. Cannabisblüten mit 25 Milligramm THC lösten hingegen bei beiden Konsumarten eine deutliche Arzneimittelwirkung aus, die durch starke Beeinträchtigungen der kognitiven und psychomotorischen Fähigkeiten begleitet wurde.
Die THC-Konzentration im Blut lag im Mittel beim Verdampfen bei 14,4 ng/ml, während beim Rauchen nur 10,2 ng/ml erreicht wurden. Dies zeigt laut den Studienautoren, dass ein Vaporizer die Arzneimittelwirkung von Cannabis durch die bessere THC-Aufnahme erhöht. Spindle konstatiert daher, dass „das Inhalieren und Rauchen von Cannabis unterschiedliche Arzneimittelwirkungen auslösen kann.“
In Tschechien ist Cannabis als Medizin bereits seit 2013 legal. Das St. Anne´s University Hospital Brno hat deshalb die Nutzung von Vaporizern im Klinikalltag als besonders Form der Schmerztherapie erprobt. Vorher hat das Krankenhaus Cannabis hauptsächlich in Form von Tabletten verabreicht. Dies ist laut den Ärzten jedoch problematisch, weil die Wirkung erst nach 30 bis 60 Minuten eintritt, während bei einem Cannabisverdampfer bereits nach wenigen Minuten ein Effekt zu spüren ist.
Neben dem Arzt Radovan Hrib ist an der Initiative auch Ethan Russo, Direktor für Forschung und Entwicklung am ICCI beteiligt. Laut den Wissenschaftlern zeigen die Ergebnisse des Pilotprogramms vor allen, dass die Titration durch die schnelle Wirkung bei Nutzung eines Verdampfers sowohl für Patienten als auch Ärzte leichter zu handhaben ist. Außerdem wird bei der gleichen Cannabismenge ein stärkerer synergistischer Effekt der komplexen bioaktiven Substanzen in der Cannabispflanze erzielt. Die Ärzte beurteilen die Nutzung von Verdampfern in der Medizin deshalb als positiv.
JAMA Network Open, doi: 10.1001/jamanetworkopen.2018.4841