Robert Klatt
Verdampfer (Vaporizer) werden in der Medizin seit Jahrzehnten zur Behandlung von Lungen- und Atemwegserkrankungen und in der Schmerztherapie eingesetzt.
Verdampfungsgeräte werden seit Jahrzehnten in der Naturheilkunde verwendet. In den letzten Jahren sind Medizinal-Cannabis und andere natürliche Heilmittel aber auch in der Schulmedizin populärer geworden. Inzwischen existieren deshalb zahlreiche Studien, die sich mit der Nutzung von Verdampfern (Vaporizern) in der Medizin beschäftigt haben.
Der erste kommerziell erfolgreiche Verdampfer BC Vaporizer kam bereits in den 1990er-Jahren in Kanada auf den Markt. Er basierte auf dem Konduktionsverfahren, bei dem in einem kleinen Kessel Kräuter verdampft werden. Der Rauch des Vaporizers wird in einer Glasglocke gefangen, aus der über ein Mundstück das Inhalieren möglich ist. Eine Temperatureinstellung war diesem Urtyp noch nicht möglich. Es kam deshalb häufig dazu, dass die Kräuter zu viel oder zu wenig Wärme erhielten, also entweder nicht verdampften oder direkt verbrannten.
Seit etwa 20 Jahren sind moderne Verdampfer mit dem Konvektionsverfahren auf dem Markt, die eine exakte Temperatureinstellung ermöglichen. Bei diesen Modellen die Luft zuerst erhitzt und dann mit einem Gebläse durch die Kräuterkammer gedrückt. Ein Verbrennen des Inhalationsmaterials wird dadurch vermieden.
Verdampfer werden in Tischvaporizer, mobile Handvaporizer und mechanische Vaporizer unterteilt.
Bei vielen Wirkstoffen, darunter laut einer Studie der Johns Hopkins School of Medicine auch Cannabis, bietet die Inhalation per Vaporizer gegenüber dem traditionellen Rauchen einige Vorteile. Laut der Forschung enthält der inhalierte Dampf aus dem Vaporizer eine höhere Wirkstoffmenge als normaler Rauch. Patienten berichten deshalb häufig, aufgrund des leichteren Einatmens, von einer besseren Wirkung. Besonders Menschen, die noch nie einen Vaporizer genutzt haben, sollten sich laut Ärzten und Naturheilkundlern deshalb zu Beginn langsam an ihre optimale Dosis herantasten.
Die bessere Wirkung eines Verdampfers geht darauf zurück, dass wie beim Verbrennen ungenutzt in der Luft verloren gehen, sondern länger und tiefer inhaliert werden können. Die höhere Intensität und Effizienz ermöglicht es somit das Inhalationsmaterial sparsamer zu dosieren.
Wissenschaftler veröffentlichten bereits 2003 (Journal of Cannabis Therapeutics) eine Studie, laut der das Verdampfen von Cannabis im medizinischen Kontext bessere Ergebnisse erzielt als das Rauchen. Bestätigt wurden diese Ergebnisse 2006 (Journal of Pharmaceutical Sciences) durch eine Studie niederländischer Wissenschaftler, laut denen das Verdampfen eine „effiziente und sichere Einnahmemöglichkeit“ für medizinisches Cannabis ist.
Außerdem haben Studien gezeigt, dass beim Verdampfen im Gegensatz zum Rauchen keine Schadstoffe wie Benzol oder Teer entstehen. Dies wurde unter anderem 2007 (Clinical Pharmacology & Therapeutics) durch eine Studie mit einem Vaporizer des bekannten Herstellers „Volcano“ bestätigt, in der bei der Verdampfung zwischen 180 und 200 Grad Celsius keine schädlichen Inhaltsstoffe entstanden. Konkret bedeutet dies laut einer Studie der University Albany aus 2007 (Harm Reduction Journal), dass ein Vaporizer als Einnahmemöglichkeit für Medizinal-Cannabis nicht nur eine höhere Wirksamkeit erzielt, sondern auch weniger Atemwegsprobleme auslöst.
Die meisten medizinischen Verdampfungsgeräte können neben Kräutern auch ätherische Öle und andere Flüssigkeiten verdampfen. Bei der Phyto-Inhalation muss jedoch darauf geachtet werden, dass ausschließlich für das Vaporisieren freigegebene Öle verwendet werden. Es können ansonsten toxische Wirkungen auftreten.
Heilpflanze | Vaporizer-Temperatur | Einsatzgebiet | Wirkung |
---|---|---|---|
Kamille |
125 Grad |
Magen-Darm- |
desinfizierend, |
Eukalyptusblätter |
130 Grad |
Erkältungskrankheiten, |
desinfizierend, |
Baldrian |
200 Grad |
Unruhe, Schlaf- |
beruhigend, |
Johanniskraut |
190 Grad |
Schlafstörungen, |
stimmungsauf- hellend, beruhigend, schlaffördernd, tonisierend |
Salbei |
210 Grad |
Entzündungen im Hals- und Rachenraum, übermäßiges Schwitzen |
desinfizierend, keimtötend |
Thymian |
170 Grad |
Erkältungskrankheiten, Magen-und Darm- beschwerden |
desinfizierend, keimtötend, schleimlösend |
Hopfen |
150 - 200 Grad |
Schlafstörungen, Unruhe, Angst |
beruhigend, schlaffördernd, angstlösend |
Butterblume |
125 - 150 Grad |
chronische Haut- |
desinfizierend, |
Guarana |
190 Grad |
Antriebsschwäche | stimulierend |
Lavendelblüten |
130 Grad |
Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Menstruations- beschwerden, Erkältungskrankheiten |
stimmungsauf- |
Einfache Vaporizer sind im Fachhandel bereits für 50 Euro erhältlich. Bei diesen günstigen Vaporizern gibt es oft aber nur einen Ein- und Ausschalter und keine Temperatureinstellung. Außerdem berichten Nutzer bei diesen Modellen häufig von einem unangenehmen Nebengeschmack. Einfache Vaporizer sind für die medizinische Anwendung also nicht geeignet.
Auch in der Preisklasse von 50 bis 100 Euro gibt es oft nur eine Hitzestufe und keine individuelle Temperatureinstellung. In der Regel liegt diese bei 190 Grad Celsius. Vaporizer dieser Preisklasse eignen sich damit leider ebenfalls nicht für die medizinische Nutzung.
Mittelgroße Vaporizer zwischen 100 und 300 Euro verfügen hingegen in der Regel über eine genaue Temperatureinstellung bis zu 20 Grad Celsius. Lediglich beim Erhitzen kommt es bei einigen Modellen in dieser Preisklasse zu geringfügigen höheren Temperaturen. Grundsätzlich sind Vaporizer aus dieser Preisklasse in der Regel aber zur Verdampfung von Medizinal-Cannabis und anderen Wirkstoffen geeignet.
Besonders hochwertige Vaporizer liegen preislich zwischen 300 und 500 Euro. Sie bieten meist einen hohen Komfort und eine sehr genaue Temperatureinstellung, die auch während des Aufheizens eingehalten wird. Weil auch ungleichmäßiges Ziehen die Temperatur bei hochwertigen Verdampfern nicht beeinflusst, eignen sie sich bedenkenlos für die medizinische Nutzung.
Journal of Cannabis Therapeutics, doi: 10.1300/J175v04n01_02
Journal of Pharmaceutical Sciences, doi: 10.1002/jps.20574
Clinical Pharmacology & Therapeutics, doi: 10.1038/sj.clpt.6100200
Harm Reduction Journal, doi: 10.1186/1477-7517-4-11