Robert Klatt
Verantwortlich für das höhere Schlaganfallrisiko ist vermutlich ein durch die Ernährung verursachter Vitamin B12 Mangel. Eventuell wird das höhere Risiko aus aber auch andere Lebensgewohnheiten ausgelöst.
Oxford (England). Viele Menschen gehen davon aus, dass eine vegetarische oder vegane Ernährung im Vergleich zu Ernährungsformen die auch Fleisch und Fisch beinhalten förderlich für die Gesundheit ist. Das zumindest eine vegane Ernährung bei Kindern einen gegenteiligen Effekt auslösen kann, wurde durch eine deutsche Studie im Jahr 2017 bereits belegt. Eine taiwanesische Studie aus dem Jahr 2019 mit 14.000 Probanden zeigt, dass eine vegetarische Ernährung das Risiko an Gicht zu erkranken reduziert, rät aber auch von einer veganen Ernährung ab. Außerdem zeigte eine ebenfalls aus dem Jahr 2019 stammende deutsche Studie, die sich mit den psychologischen Faktoren einer vegetarischen Ernährung beschäftigte, dass Vegetarier zwar häufig sensibel und klug aber auch gesellschaftlich ausgegrenzt sind.
Laut einer nun im Fachmagazin British Medical Journal publizierten Studie, die Daten der EPIC-Oxford Studie nutzt, erleiden Vegetarier und Veganer häufiger Schlaganfälle als Menschen, deren Ernährung auch Fleisch und Fisch beinhaltet. Die European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC-Studie) hat mit rund 519.000 Probanden, die nach ihren Lebensgewohnheiten an 23 Studienzentren regelmäßig befragt wurden, eine breite Datenbasis geschaffen, die genutzt werden kann, um Zusammenhänge zwischen der Ernährung, der Lebensweise und dem Entstehen von Erkrankungen zu verstehen. Auch wenn die Studie sich hauptsächlich auf Krebs fokussiert, ermöglichen die Daten wie im aktuellen Fall Rückschlüsse auf weitere Krankheiten.
Die Wissenschaftler haben für die Studie Gesundheitsdaten von 48.000 Menschen über einen Zeitraum von 18 Jahren ausgewertet. 24.000 der Probanden waren Fleischesser, 16.000 Veganer oder Vegetarier und 7.500 Fischesser. Neben den Ernährungsgewohnheiten wurde auch erfasst, ob die Probanden rauchen, wie oft sie sich bewegen und ob andere Krankheiten vorliegen, die das Schlaganfallrisiko erhöhen.
Während des Beobachtungszeitraums traten 2.820 koronare Herzkrankheit und 1.072 Schlaganfälle auf. Das Risiko eines Schlaganfalls war dabei bei Personen, die überwiegend pflanzliche Lebensmittel konsumieren um 20 Prozent höher als bei Menschen, die auch Fleisch und Fisch essen. Anders verhält es sich bei koronaren Herzkrankheiten, bei denen Vegetarier und Veganer ein 22 Prozent geringeres Risiko haben als Fleischesser und ein 13 Prozent geringeres Risiko haben als Pescetarier.
Als Ursache für das höhere Schlaganfallrisiko von Vegetariern und Veganern vermuten die Wissenschaftler einen Vitamin B12 Mangel, da diese Cobalamine ausschließlich in Fleisch, Fisch und anderen tierischen Erzeugnissen wie Eiern und Milch vorkommen. Vitamin B12 wird zur Bildung roter Blutkörperchen benötigt, ist wichtig für den Stoffwechsel und spielt eine zentrale Rolle bei der Funktion des Nervensystems. Neben dem Vitamin B12 Mangel könnten auch andere Lebensgewohnheiten, die Veganer und Vegetarier typischerweise von Fleisch- und Fischessern unterscheiden, für das höhere Schlaganfallrisiko verantwortlich sein.
British Medical Journal, doi: 10.1136/bmj.l4897