Robert Klatt
Eine Ernährung mit viel verarbeitetem roten Fleisch erhöht das Demenzrisiko deutlich. Außerdem führt eine solche Ernährung zu einem kognitiven Abbau, etwa schlechtere Gedächtnis- und Denkfähigkeiten. Konsumiert man stattdessen Nüsse, Hülsenfrüchte, Fisch oder Geflügel, sinkt das Demenzrisiko.
Boston (U.S.A.). Rotes Fleisch erhöht das Risiko für verschiedene Krankheiten des Menschen, darunter laut einer Studie der University of Cambridge auch das Risiko für Typ-2-Diabetes. Wissenschaftler der Harvard T.H. Chan School of Public Health haben im Fachmagazin Neurology nun eine Studie publiziert, laut der eine Ernährung mit viel rotem Fleisch, insbesondere in verarbeiteter Form, das Demenzrisiko erhöht. Menschen, die statt Speck, Wurst oder Mortadella gesündere Alternativen wie Nüsse, Fisch oder Geflügel essen, können dadurch nicht nur ihr Demenzrisiko reduzieren, sondern auch ihren kognitiven Alterungsprozess verlangsamen.
„Rotes Fleisch enthält viel gesättigtes Fett, das in früheren Studien mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht wurde. Beide Erkrankungen stehen ihrerseits mit einer verringerten Gehirngesundheit in Verbindung. Unsere Studie ergab, dass verarbeitetes Fleisch das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und Demenz erhöhen kann. Die gute Nachricht ist jedoch, dass ein Ersatz durch gesündere Alternativen wie Nüsse, Fisch und Geflügel dieses Risiko senken kann.“
Die Studie basiert auf Gesundheits- und Ernährungsdaten von 133.771 Menschen, die zu Untersuchungsbeginn im Mittel 49 Jahre alt waren und keine Anzeichen von Demenz hatten. Im Untersuchungszeitraum haben die Probanden ein Ernährungstagebuch erstellt, das detailliert enthält, welche Lebensmittel sie in welchen Mengen essen.
Verarbeitetes rotes Fleisch haben die Forscher als Speck, Würstchen, Hot Dogs, Salami, Mortadella und ähnliche Produkte definiert, während Rind-, Schweine- und Lammfleisch sowie Hamburger als unverarbeitetes rotes Fleisch erfasst wurde. Eine Portion wurde als 85 Gramm definiert. Die Probanden wurden dann abhängig von ihrem durchschnittlichen Konsum von verarbeitetem Fleisch in drei Gruppen unterteilt:
Die Daten zeigen, dass das Demenzrisiko bei Personen mit hohem Konsum im Vergleich zu Personen mit niedrigem Konsum deutlich höher ist (+ 13 %), auch wenn man weitere Faktoren wie das Alter und Geschlecht berücksichtigt. Unverarbeitetes Fleisch erhöht laut den analysierten Daten das Demenzrisiko hingegen nicht.
Die Forscher haben zudem mit 17.458 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 74 Jahren analysiert, ob ein erhöhter Fleischkonsum zu einem Abbau der kognitiven Fähigkeiten, etwa zu schlechteren Gedächtnis- und Denkfähigkeiten, führt. Dazu haben die Probandinnen vier Gedächtnis- und Denkfähigkeitstests absolviert.
Die Ergebnisse zeigen, dass ein höherer Konsum von verarbeitetem Fleisch zu einer schnelleren Alterung des Gehirns führt und die geistige Leistungsfähigkeit reduziert. Eine zusätzliche tägliche Portion verarbeitetes Fleisch hat zu einem in der globalen Kognition zu einem kognitiven Altersverlust von 1,61 Jahren und beim verbalen Gedächtnis von 1,69 Jahren geführt.
Außerdem zeigt die Studie, dass der Ersatz einer Portion verarbeitetem Fleisch täglich durch Nüsse oder Hülsenfrüchte das Demenzrisiko stark reduziert (- 19 %) und die kognitive Alterung um 1,37 Jahre verzögert. Wenn man statt verarbeitetem Fleisch Fisch (-28 %) oder Geflügel (- 16 %) konsumiert, sinkt das Demenzrisiko ebenfalls stark.
„Eine Reduzierung des Konsums von rotem Fleisch und die Aufnahme alternativer Proteinquellen sowie pflanzlicher Optionen könnte Teil von Ernährungsempfehlungen zur Förderung der kognitiven Gesundheit werden. Weitere Studien sind erforderlich, um unsere Ergebnisse in diverseren Bevölkerungsgruppen zu bestätigen.“
Neurology, doi: 10.1212/WNL.0000000000210286