Robert Klatt
Eine neue Behandlungsmethode nutzt das Enzym Crispr/Cas13b, um die Vermehrung des Coronavirus in infizierten Zellen zu stoppen.
Melbourne (Australien). Wissenschaftlern des Peter Doherty Institute for Infection and Immunity haben auf Basis der Genschere Crispr eine Methode entwickelt, die in einer infizierten Zelle die Vermehrung des Coronavirus SARS-CoV-2 stoppen kann. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Communications könnte die Methode langfristig die Behandlung von Covid-19-Patienten signifikant verbessern.
Die Laborexperimente führte das Team um Sharon Lewin mit dem Enzym Crispr/Cas13b durch. Dieses bindet sich an RNA-Sequenzen des Coronavirus und schaltet dabei Teile aus, die das Virus zur Vermehrung innerhalb einer infizierten Zelle benötigt. „Sobald das Virus erkannt wird, wird das Crispr-Enzym aktiviert und zerschneidet das Virus“, erklärt Lewin.
In den Versuchen unter Laborbedingungen funktionierte die Methode sowohl bei Teilen des Virus, die „stark veränderbar sind“ als auch bei Teilen, die „sehr stabil sind und sich nicht verändern“. Die Methode konnte deshalb auch Virusvarianten wie der Alpha-Mutante bekämpfen.
„Wir brauchen immer noch bessere Behandlungen für Menschen, die wegen Covid-19 im Krankenhaus sind. Unsere derzeitigen Möglichkeiten sind hier begrenzt und reduzieren das Sterberisiko bestenfalls um 30 Prozent“, erklärt Lewin. Die Wissenschaftler wollen deshalb die neue Behandlungsmöglichkeit zeitnah an Tieren erproben, bevor klinische Studien mit Menschen beginnen können.
Bis die Crispr-Technik in der Medizin angewendet werden kann, werden laut den Wissenschaftlern aber noch „Jahre, nicht Monate“ vergehen. Die neuen Erkenntnisse könnten sich laut Lewin aber trotzdem noch im Kampf gegen SARS-CoV-2 als nützlich erweisen. In Zukunft ist ein Medikament denkbar, dass schnellstmöglich nach einem positiven Testergebnis eingenommen wird und einem schweren Covid-19-Verlauf vorbeugt.
Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-021-24577-9