Robert Klatt
In Zecken in der Schweiz wurde das Alongshan-Virus (ALSV) nachgewiesen, das erst vor fünf Jahren in China entdeckt wurde. Erste Menschen wurden bereits mit dem Virus infiziert.
Zürich (Schweiz). Zecken verbreiten unterschiedliche Krankheitserreger, darunter Parasiten, Bakterien und Viren. In Europa infizieren Zecken ihre Opfer vor allem mit Bakterien, die Borreliose auslösen sowie mit dem Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus (FSMEV), das Entzündungen der Hirnhäute und des Gehirns verursacht. Wissenschaftler des Virologischen Instituts der Universität Zürich (UZH) haben laut einer Publikation im Fachmagazin Zenodo nun erstmals das Alongshan-Virus (ALSV) in Zecken in der Schweiz entdeckt.
Das ALS-Virus stammt wie das FSME-Virus aus der Familie der Flaviviren und wurde erstmals im Jahr 2017 in China nachgewiesen. Eine Infektion mit dem Virus führt zu ähnlichen Symptomen wie eine Infektion mit FSME-Viren, also hauptsächlich Kopfschmerzen und Fieber.
Die vollständige Gensequenz von ALS-Viren fanden sie Forscher in zahlreichen Zeckenproben, die zwischen 2021 und 2022 in unterschiedlichen Regionen der Schweiz gesammelt wurden. Wie Cornel Fraefel, Direktor des Virologischen Instituts, erklärt, waren die Forscher davon überrascht.
„Erstaunt hat uns, dass wir ALS-Viren in den Zeckenproben weit häufiger nachweisen konnten als FSME-Viren.“
Laut den Studienautoren ist es denkbar, dass ALS-Viren bereits relevant für die öffentliche Gesundheit in der Schweiz ist. Weil die Symptome mit FSME-Viren übereinstimmen, ist eine klare Aussage dazu aber nicht möglich.
Bisher gibt es noch keine Impfung gegen das ALS-Virus und noch kein Nachweisverfahren. Die Forscher um Fraefel entwickeln nun jedoch einen entsprechenden Test.
„Nachdem wir das neue Virus identifiziert und die komplette virale Genomsequenz veröffentlicht haben, entwickelt unser Team nun einen serologischen Test, um ALS-Virusinfektionen in Patientenblut nachweisen zu können.“
Jonas Schmidt-Chanasit von der Universität Hamburg, der ebenfalls an der Studie beteiligt war, hält es für wahrscheinlich, dass auch Zecken in Deutschland das Virus verbreiten. Mit einem plötzlichen Ausbruch mit hohen Infektionszahlen und schweren Krankheitsfällen oder Todesfällen ist laut ihm aber nicht zu rechnen.
Zenodo, doi; 10.5281/zenodo.7403328