D. Lenz
Obwohl Frauen generell gesünder leben, ihre Zähne sorgfältiger putzen und auch häufiger zum Zahnarzt gehen, leiden mehr Frauen unter Zahnproblemen als Männer. Forscher haben nun endlich herausgefunden, warum Frauen ein schlechteres Gebiss als Männer haben.
Mainz (Deutschland). Es scheint paradox: Frauen werden als Babys wesentlich seltener krank, leiden im Kindesalter nur halb so häufig unter chronischen Erkrankungen und achten als Erwachsene wesentlich besser auf ihre Gesundheit als Männer und dennoch sind die Zähne von Frauen signifikant anfälliger als die Zähne von Männern. Forscher haben nun herausgefunden, dass dafür nicht die Lebensweise von Frauen verantwortlich ist, sondern vor allem die weibliche Biologie.
Seit noch nicht allzu langer Zeit ist bekannt, dass diverse Krankheiten bei Männern und Frauen unterschiedlich verlaufen. Diese geschlechtsspezifischen Krankheitsverläufe und Symptome erfordern daher auch geschlechtsspezifische Therapien und Medikamente – ein Gebiet, das gerade in der Forschung immer häufiger thematisiert wird.
„Auch in der Zahnheilkunde gibt es diese geschlechtsspezifischen Unterschiede. Bislang sei das häufig vernachlässigt worden“, so Christiane Gleissner, Zahnärztin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universitätszahnklinik Mainz sowie Präsidentin der 2011 gegründeten Deutschen Gesellschaft für geschlechterspezifische Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGGZ).
Gleissner hat insgesamt 48 internationale Studien aus den letzten 30 Jahren ausgewertet. Diese zeigen deutlich, dass Frauen in allen Altersklassen und Lebensphasen schlechtere Zähne als Männer haben. Die Studien zeigen zudem, dass Männer nachlässiger bei der Zahnpflege sind, seltener zum Zahnarzt gehen und mehr Plaque auf den Zähnen besitzen. Aus diesem Grund leiden zwar Männer häufiger an entzündlichen Zahnfleischerkrankungen als Frauen, dennoch verlieren Frauen mehr Zähne in kürzerer Zeit.
In Deutschland besitzen bereits 20-jährige Frauen um Durchschnitt einen Zahn weniger als Männer. Aber nicht nur in Deutschland findet sich dieses Bild, auch in anderen europäischen Ländern sowie den USA und Entwicklungsländern.
Zwar leiden Jungs und Mädchen im Kindesalter noch gleich häufig unter Karies, aber bereits ab dem 15. Lebensjahr stellen Forscher bei Mädchen signifikant häufiger Zahnfäule fest als bei Jungs. Dieser Trend nimmt dann im Erwachsenalter weiter zu. So haben Männer zwischen 35 und 44 Jahren im Durchschnitt 14 fehlende, gefüllte oder kariöse Zähne, Frauen jedoch bereits 15,1. Dieser Unterschied zeigt sich vor allem im höheren Alter, denn der Trend hört nicht auf. „Bereits Frauen in der Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen haben im Durchschnitt weniger Zähne als Männer“, so Gleissner.
Da Unterschiede der Mundhygiene nicht für die schlechteren Zähne der Frauen verantwortlich sein können, vermutet Forscher die Ursache im Hormonhaushalt der Frauen. Mädchen werden schneller erwachsen und auch ihre Milchzähne fallen schneller aus als die von Jungen. Daher ist eine Vermutung, dass Frauenzähne anfälliger sind, da sie die bleibenden Zähne einfach schon länger besitzen.
Zudem befinden sich im Zahnfleisch Hormonrezeptoren für Östrogene und Progesteron. Hier besteht eine Verbindung zwischen dem Hormonspiegel und dem Zahnfleisch. Aus diesem Grund können hormonelle Schwankungen direkte Auswirkungen auf die Gesundheit der Zähne haben.
Da nicht nur die generelle Mundhygiene, sondern auch der allgemeine Gesundheitszustand sowie der Hormonspiegel Einfluss auf den Zustand der Zähne nimmt, ist die regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt äußerst wichtig. Gerade Frauen sollten zudem über eine gute Zahnzusatzversicherung nachdenken, da sie statistisch gesehen eher mit teuren Zahnersatz, Kronen und Füllungen zu tun haben als Männer – egal wie gründlich und häufig sie ihre Zähne putzen.