Dennis L.
Einem aktuellen Bericht des Robert-Koch-Instituts zufolge wird allein in Deutschland jedes Jahr bei rund 59.700 Menschen Lungenkrebs diagnostiziert. Die Zahl der Krankenhausfälle hat in den letzten 20 Jahren stark zugenommen. Rund rund 85 Prozent aller Patienten, die an einem Bronchialkarzinom sterben, sind Raucher.
New York (U.S.A.). Die häufigste Ursache für Lungenkrebs ist Tabakkonsum. Tabak schädigt neben der Lunge aber auch andere Organe, wie die Bauchspeicheldrüse und die Nieren. Rund 80 Prozent der chronischen Atemwegserkrankungen und 25 bis 45 Prozent der Erkrankungen der Herzkranzgefäße werden mit dem Rauchen in Verbindung gebracht. Überraschenderweise gibt es jedoch einige Raucher, die trotz jahrelangem Tabakkonsum keinen Lungenkrebs entwickeln. Eine aktuelle Studie gibt nun erstmals Hinweise, dass dafür ein bestimmtes Gen eine entscheidende Rolle spielen könnte.
An der kleinen Studie nahmen insgesamt 33 Probanden teil, wobei 14 Personen Nichtraucher im Alter zwischen elf und 86 Jahren waren und die übrigen Personen mäßige bis starke Raucher im Alter von 44 bis 81 Jahren.
Die Wissenschaftler entnahmen Proben aus dem Lungengewebe der Teilnehmer und untersuchten diese auf Mutationen. Dabei verwendeten sie eine neuartige Methode, die es ihnen ermöglicht, Zellen mit seltenen und zufälligen Mutationen zu analysieren.
Wie Dr. Simon Spivack, Co-Seniorautor der Lungenkrebs-Studie und Professor für Medizin, Epidemiologie, Population Health und Genetik am Albert Einstein College of Medicine in New York sowie Pneumologe schreibt, bergen die Bronchien das größte Risiko, im Laufe der Zeit zu mutieren. Ein möglicher Grund dafür könnte eine genetische Veranlagung, aber auch Risikofaktoren wie Rauchen sein.
"Diese Lungenzellen überleben Jahre, sogar Jahrzehnte, und können daher sowohl mit dem Alter als auch mit dem Rauchen Mutationen anhäufen. Von allen Zelltypen der Lunge gehören diese zu den am ehesten krebsartigen.“
Mithilfe der neuartigen Methode der Einzelzellsequenzierung fanden die Forscher heraus, dass sich Mutationen sowohl bei Rauchern als auch bei Nichtrauchern mit zunehmendem Alter häufen.
„Das Experiment bestätigte, dass Rauchen das Risiko für Lungenkrebs erhöht, indem es die Entwicklung von Mutationen beschleunigt, wie bisher angenommen.“
Dies ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum so wenige Nichtraucher an Lungenkrebs erkranken, während rund zehn bis 20 Prozent der lebenslangen Raucher dies tun.
Wie aus der Studie hervorgeht, stieg die Anzahl der in den Lungenzellen entdeckten Mutationen linear mit der Anzahl der Jahre, in denen eine Schachtel Zigaretten pro Tag geraucht wurde. Damit stieg vermutlich auch das Lungenkrebsrisiko. Überraschenderweise stagnierte jedoch nach 23 Jahren des Rauchens einer Schachtel Zigaretten pro Tag der Anstieg der Zellmutationen.
Die Lungen von Rauchern, die 23 Jahre lang Tabak konsumiert hatten, schienen weniger zu mutieren als die von Menschen, die nie geraucht hatten. Dr. Spivack vermutet einen möglichen Grund dafür:
„Unsere Daten deuten darauf hin, dass diese Personen trotz ihres starken Rauchens so lange überlebt haben könnten, weil es ihnen gelungen ist, eine weitere Anhäufung von Mutationen zu unterdrücken. Das könnte daran liegen, dass diese Menschen über sehr kompetente Systeme zur Reparatur von DNA-Schäden oder zur Entgiftung des Tabakrauchs verfügen.“
Der Studie zufolge sind die Gene, die für die Reparatur der DNA zuständig sind, bei diesen Menschen aktiver und könnten der Grund dafür sein, dass einige Raucher nicht an Lungenkrebs erkranken.
Dr. Spivack und sein Team planen, die Ergebnisse ihrer Studie zu nutzen, um die Fähigkeit der DNA-Reparatur weiter zu erforschen. Sie glauben, dass ihre Forschung zu einem besseren Verständnis der Krebsentstehung führen und auch bei der Prävention und Früherkennung von Lungenkrebs helfen wird.