Dennis L.
Bisher waren sich Mediziner und Forscher einig, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit Weizen der Grund für die Reizdarm-Beschwerden vieler Menschen sind. Neuste Forschungen zeigen jetzt jedoch, was der wahre Grund für das Reizdarmsyndrom ist.
Stuttgart (Deutschland). Das Reizdarmsyndrom (IBS) ist eine chronische, schubweise auftretende Erkrankung, die Bauchschmerzen verursacht, ohne dass eine organische Erkrankung nachgewiesen werden kann und unter der rund zwölf Prozent aller Deutschen leiden. Das Reizdarmsyndrom wird in vier Gruppen eingeteilt: überwiegend Durchfall, überwiegend Verstopfung, gemischtes Reizdarmsyndrom (abwechselnd Durchfall und Verstopfung) und unsubtypisches Reizdarmsyndrom. Patienten mit Reizdarmsyndrom haben häufig auch andere funktionelle Magen-Darm-Störungen wie Sodbrennen, saures Aufstoßen, Überempfindlichkeit der Speiseröhre gegen Säure oder Druck sowie Blähungen und Völlegefühl im Bauchraum. Neben Bauchschmerzen oder Unwohlsein berichten die Patienten häufig auch über veränderte Stuhlgewohnheiten.
Ältere Studie kamen zu dem Schluss, dass Weizen beim Reizdarmsyndrom wohl eine wichtige Rolle spielen könnte - genauer gesagt bestimmte Zucker-Arten, die im Weizenkorn vorhanden sind. Fachleute bezeichnen diese als FODMAPS (fermentable oligo-, di- and monosaccharides and polyols), was fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und Polyole bedeutet.
Die bisherige Erklärung klingt plausibel, denn die FODMAPS können vom Dünndarm nicht ausreichend abgebaut werden und könnten daher die aufgeführten Probleme verursachen. Bei dem hohen Brotkonsum der Deutschen (rund 80 Kilogramm pro Jahr) ist auch die hohe Anzahl der Betroffenen plausibel. Menschen mit Reizdarmsyndrom berichten zudem davon, dass Brot aus anderen Getreidesorten, wie Einkorn, Emmer oder Dinkel, die Reizdarm-Symptome lindert.
Anders als bisher angenommen, scheint der Vorteil der alten Getreidesorten nicht in ihrer chemischen Zusammensetzung zu liegen. Bei ihrer Analyse fanden Experten der Universität Hohenheim fast so viele FODMAPS wie in Weizen. Einkorn enthält sogar mehr FODMAPS als Weizen.
Die Forscher untersuchten auch die Zubereitung des Teigs und wie sich der FODMAPS-Gehalt im Laufe der Zeit veränderte. Das verblüffende Ergebnis: Nach einer Stunde wiesen alle getesteten Getreidesorten den höchsten Gehalt an FODMAPS auf. Nach einer Reifezeit von vier Stunden wies jedoch selbst Weizen nur noch rund zehn Prozent seines ursprünglichen FODMAPS-Gehalts auf. Die Forscher erklären, dass während des Gärungsprozesses die Hefe den Zucker im Weizen „verdaut“.
Es kommt nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen also nicht so sehr auf die verwendete Getreidesorte an, sondern darauf, wie lange der Teig gehen darf. In großen Bäckereien beträgt dies oftmals leider nur eine Stunde.
Die Wissenschaftler schreiben zudem, dass Brot aus traditioneller, handwerklicher Herstellung nicht nur schmackhafter, sondern durch die üblicherweise längeren Gehzeiten auch bekömmlicher ist.