Leben im Restwasser

Waschmaschinen verbreiten multiresistente Bakterien

Robert Klatt

Restwasser in Waschmaschinen bietet Bakterien gute Lebensbedingungen )moc.yabaxiperiuGcMnayR(Foto: © 

Waschmaschinen verbreiten multiresistente Bakterien, da das Restwasser den Krankheitserregern optimale Lebensbedingungen bietet. Neben einer Änderung der Waschgewohnheiten fordern die Studienautoren deshalb auch eine Anpassung der Geräte durch die Hersteller.

Bonn (Deutschland). Multiresistente Keime können aufgrund ihrer Resistenz gegenüber Antibiotika nicht mehr mit herkömmlichen Medikamenten behandelt werden. Die Übertragung dieser gefährlichen Krankheitserreger, zu denen unter anderem der Krankenhauskeim MRSA gehört erfolgt häufig von Mensch zu Mensch. Kürzlich zeigte eine Studie aber auch, dass Großstadt-Ratten in vielen Fällen ebenfalls multiresistente Bakterien verbreiten. Weitere Übertragungswege wie zum Beispiel Katheter oder Patientenkleidung findet man oft in der Medizin.

Nun haben Wissenschaftler der Universität Bonn, der Arbeitsgruppe One Health, die die Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen erforscht, festgestellt, dass auch Waschmaschinen oft eine Quelle multiresistenter Keime sind. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse der Studie im renommierten Magazin Applied and Environmental Microbiology.

Übertragung multiresistenter Keime durch Waschmaschinen im Krankenhaus

Die Wissenschaftler rund um Studienleiterin Ricarda Schmithausen haben bei Routineuntersuchungen von Babys auf einer Neugeborenen-Intensivstation bemerkt, dass multiresistente Keime über Waschmaschinen innerhalb einer deutschen Klinik zwischen Patienten übertragen wurden. Konkret waren die Babys mit den resistenten Klebsiella oxytoca infiziert, die neben Atemwegsinfektionen auch eine Sepsis auslösen können. Es handelt sich dabei um einen multiresistenten Stamm der gramnegativen Bakterien, der nicht mit Beta-Lactam-Antibiotika behandelt werden kann, der in vielen Breitbandmedikamenten zum Einsatz kommt. 

Anfangs vermuteten die Wissenschaftler, dass das Pflegepersonal oder die Brutkästen für die Übertragung der Bakterien verantwortlich waren. Als diesen Quellen der Kontamination allerdings ausgeschlossen werden konnten, zeigte eine Untersuchung der Wissenschaftler, dass die in der Klinik genutzten Waschmaschinen verantwortlich für die Verbreitung der multiresistenten Bakterien sind. Als anschließend auf Anraten der Forscher die Waschmaschinen aus der Klinik entfernt wurden, hörten auch die wiederkehrenden Übertragungen der Krankheitserreger auf. Wie die Bakterien ursprünglich in die Waschmaschine gelangten, konnte im Zuge der Studie nicht aufgedeckt werden.

Restwasser bietet multiresistenten Bakterien gute Lebensbedingungen

Die Übertragung der multiresistenten Bakterien auf die Kleidung erfolgt dabei nicht im eigentlichem Waschgang, sondern über Restwasser, das sich in den Gummidichtungen und im Vorratsbehälter für den finalen Spülgang mit kaltem Wasser befindet. Laut den Studienautoren bieten diese Wasseransammlungen den Mikroben optimale Lebensbedingungen, da diese Orte innerhalb der Waschmaschine weder hohen Temperaturen ausgesetzt sind noch von Desinfektionsmittel erreicht werden. Laut Schmithausen war es außerdem „ungewöhnlich, dass in diesem Fall eine ganz normale Haushaltswaschmaschine zum Einsatz kam und kein spezielles Profigerät.“ Problematisch daran ist, dass normale Haushaltsgeräte im Gegensatz zu Waschmaschinen, die speziell für Krankenhäuser konzipiert wurden aus Energiespargründen oft nur mit 60 Grad Celsius waschen, was vielen Bakterien das Überleben ermöglicht.

Übertragung multiresistenter Keime auch in Haushalten

Aus diesem Grund sehen die Wissenschaftler ein deutlich höheres Übertragungsrisiko multiresistenter Keime in Privathaushalten als in Kliniken. Martin Exner, Co-Autor der Studie erklärt daher, dass „gerade wenn Senioren mit offenen Wunden oder Blasenkathetern zuhause gepflegt werden oder Personen mit eiternden Wunden oder Infektionen in einem Haushalt leben, Textilien immer bei hohen Temperaturen oder mit wirksamen Desinfektionsmitteln gewaschen werden sollten, um die Übertragung gefährlicher Pathogene zu vermeiden.“ Besonders in Zukunft sieht der Wissenschaftler „dieses Thema als ein wachsendes Problem, weil immer mehr alte und kranke Menschen von Familienmitgliedern in den eigenen vier Wänden gepflegt werden.“

Neben einer Anpassung der Waschgewohnheiten sehen die Wissenschaftler besonders die Hersteller von Waschmaschinen in der Pflicht, die bei neuen Modellen über ein anderes Design verhindern könnten, dass es zu Ansammlungen von Restwasser kommt.

Applied and Environmental Microbiology, doi: 10.1128/AEM.01435-19

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