Robert Klatt
Die WHO möchte weitere Wissenschaftler nach China entsenden, um den möglichen Ursprung von SARS-CoV-2 in einem Labor erneut zu untersuchen.
Genf (Schweiz). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat kürzlich einen Bericht veröffentlicht, laut dem es „wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich“ ist, dass SARS-CoV-2 sich in Fledermäusen entwickelt hat und über ein weiteres Tier auf den Menschen übertragen wurde. Die Laborthese, laut der das Virus in Wuhan künstlich erzeugt wurde, ist laut des Berichts hingegen der „unwahrscheinlichste Ursprung“ von SARS-CoV-2.
Nur wenige Tage nach der Veröffentlichung des Expertenberichts zu den Ursprüngen des neuartigen Coronavirus fordert der Chef der WHO nun die Hypothese eines Laborunfalls in Wuhan erneut zu überprüfen.
Als Hauptgrund dafür nannte Tedros Adhanom Ghebreyesus die „mangelnde Kooperationsbereitschaft“ von China. Laut Ghebreyesus „sind die internationalen Experten in China auf Schwierigkeiten beim Zugang zu Rohdaten gestoßen.“ In einem Briefing der WHO-Mitgliedstaaten anlässlich der offiziellen Vorstellung des Berichts erklärte Ghebreyesus deshalb, dass eine „zusätzliche Missionen mit spezialisierten Experten denkbar sein“. Er erwartet überdies von China in der Zukunft das rechtzeitige und umfassende Teilen von Daten.
Neben der WHO haben auch vierzehn Staaten, darunter die U.S.A, Japan und Kanada, indirekt Kritik an China geäußert, weil die Wissenschaftler der WHO bei ihrer Mission nicht ausreichend durch lokale Behörden unterstützt wurden. In der gemeinsamen Stellungnahme heißt es, dass die Mission „erheblich verzögert wurde“ und dass den Forschern der WHO „der Zugang zu vollständigen, originalen Daten und Proben“ nicht gewährt wurde.
Laut den Unterzeichnern der Stellungnahmen geht es den Staaten „nicht nur darum, so viel wie möglich über die Ursprünge dieser Pandemie zu erfahren“, sondern auch darum einen transparenten Prozess für künftige Gesundheitskrisen zu etablieren.
Auch die Europäischen Union (EU) sieht den bereits veröffentlichten Bericht der WHO nur als „hilfreichen ersten Schritt“, erachtet aber auch weitere Untersuchungen zum Ursprung von SARS-CoV-2 für nötig. Dabei ist es laut der EU zentral herauszufinden, wie das Virus auf den Menschen übertragen wurde.