Robert Klatt
Rotwein verursacht bei manchen Menschen bereits in minimalen Mengen Kopfschmerzen. Nun haben Forscher die Ursache dafür entdeckt.
Davis (U.S.A.). Bei vielen alkoholischen Getränken treten Kopfschmerzen üblicherweise erst nach übermäßigem Konsum auf. Im Gegensatz dazu kann Rotwein bereits nach dem Genuss von ein bis zwei kleinen Gläsern Kopfschmerzen verursachen. Obwohl die Forschung bereit seit Langem die Ursache dieses Phänomens sucht, konnte der Auslöser der Kopfschmerzen bisher nicht entdeckt werden.
Als mögliche Ursache galten bisher phenolischen Verbindungen (Flavonoide), von denen in Rotwein etwa zehnmal mehr enthalten sind als in Weißwein. Es gibt aber noch andere Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Flavonoiden, etwa Beeren, Kakao, Nüsse oder Gemüse, die beim Menschen keine Kopfschmerzen auslösen. In der Medizin werden Flavonoide zudem wegen Flavonoide und als Nahrungsergänzungsmittel (NEM) verwendet.
Laut einer Publikation im Fachmagazin Biochimica et Biophysica Acta (BBA) wurde bereits im Jahr 2000 entdeckt, dass bestimmte Flavonoide, darunter auch Quercetin aus Rotwein, ein Enzym, das für den Alkoholabbau im Körper zuständig ist, beeinflussen können. Die Studie hat aber nur die potenziell krebsvorbeugenden Eigenschaften des Enzyms untersucht und nicht die Prozesse, die Kopfschmerzen auslösen könnten.
Es war zudem bereits bekannt, dass bei manchen Menschen, darunter über ein Drittel der ostasiatischen Bevölkerung, das Enzym nur in geringen Mengen produziert wird. Die Alkoholtoleranz ist dadurch signifikant geringer. Forscher der University of California, Davis (UC Davis) um Apramita Devi haben nun untersucht, ob und wie sich Quercetin auf den Stoffwechsel von Alkohol auswirkt.
Laut der im Fachmagazin Scientific Reports erschienenen Studie wandelt der Körper Quercetin im Blutkreislauf in eine andere Form um, die den Alkoholabbau hemmt. Dies führt dazu, dass sich Azetaldehyd, ein Zwischenprodukt beim Alkoholabbau, im Körper ansammelt und unangenehme Nebenwirkungen verursacht. Azetaldehyd ist ein bekanntes Gift, das laut unterschiedlichen Studien in hohen Konzentrationen Symptome wie Rötungen, Kopfschmerzen und Übelkeit verursachen kann.
Der Quercetin-Gehalt in Rotwein variiert stark, abhängig von verschiedenen Faktoren, darunter vor allem die Sonneneinstrahlung. Rotwein mit Rebsorten aus besonders sonnigen Regionen kann deshalb bis zu fünfmal mehr Quercetin enthalten als andere Rotweine und daher schneller zu Kopfschmerzen führen.
Biochimica et Biophysica Acta (BBA), doi: 10.1016/S0304-4165(00)00107-0
Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-023-46203-y
