Robert Klatt
Die Milchproduktion ist umwelt- und klimaschädliche. Pflanzliche Milch hat jedoch oft eine geringe Nährstoffqualität. Nun wurde entdeckt, dass Kakerlakenmilch eim nährstoffreiches Lebensmittel ist.
Bangalore (Indien). Die Milch- und Fleischproduktion ist laut einer Studie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) für etwa zwölf Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Immer mehr Menschen konsumieren deshalb pflanzliche Milchalternativen, deren Nährstoffqualität laut Forschern der Universität Kopenhagen (KU) durch die starke Verarbeitung aber oft nur gering ist.
Wissenschaftler des Institute of Stem Cell Biology and Regenerative Medicine (inStem) haben nun im Journal of the International Union of Crystallography eine Studie publiziert, laut der Kakerlakenmilch eine gesunde Alternative ist. Diese enthält unter anderem eine hohe Konzentration an Proteinen, Aminosäuren, Fetten und Zucker.
Wie die indischen Forscher erklären, bringt die Pazifische Käferkakerlake (Diploptera punctata) lebende Jungtiere zur Welt, deren Ernährung aus einer blassgelben, milchähnlichen Substanz besteht. Im Magen der Nachkommen entstehen aus dieser Flüssigkeit kleine, nährstoffreiche Kristalle, die optisch kleinen Diamanten ähneln.
Eine Analyse der Milchkristalle zeigt, dass diese rund dreimal so viele Kalorien enthalten wie Büffelmilch, die energiereichste Säugetiermilch. Außerdem beinhalten die Mischkristalle Proteine, Aminosäuren, gesunde Fette und Zucker. Laut den Forschern wären sie deshalb auch für Menschen ein nährstoffdichtes und ausgewogenes Lebensmittel.
„Milchproteinkristalle und andere aus Kakerlaken gewonnene Produkte könnten Teil der nächsten Generation von Superfoods sein. Milch ist ein wertvoller Bestandteil der menschlichen Ernährung, da ihre Nährstoffe die Gesundheit und Lebensqualität verbessern.“
Weil die Insektenzucht deutlich weniger Ressourcen als die traditionelle Milchproduktion benötigt, könnte Kakerlakenmilch eine umwelt- und klimafreundliche Alternative zu Kuhmilch werden. Die Produktion von größeren Mengen ist jedoch problematisch, weil Kakerlaken nur kleine Mengen der Milch produzieren. Die Forscher halten es jedoch für möglich, dass die Milchmenge der Insekten durch biotechnologische Verfahren oder Genmanipulation deutlich erhöht werden kann.
Journal of the International Union of Crystallography, doi: 10.1107/S2052252516008903