Ethische Bedenken

Wissenschaftlerin hat mit Vireninjektion eigenen Brustkrebs geheilt

Robert Klatt

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Eine Virologin hat ihren Brustkrebs mit Vireninjektion geheilt. In der Wissenschaft sorgt das Selbstexperiment für Bedenken, weil es Laien von erprobten und sicheren konventionelle Behandlungen abbringen könnte.

Zagreb (Kroatien). Die onkolytische Virotherapie (OVT) ist eine neue Behandlung der Medizin, bei der Viren verwendet werden, um im Körper des Patienten Krebszellen anzugreifen und das Immunsystem zu aktivieren, damit dieses gegen die Krebszellen kämpft. Es handelt sich dabei noch eine experimentelle Option, die bisher nicht global zugelassen wurde. Laut einem Bericht im Fachmagazin Vaccines hat die Virologin Beata Halassy von der University of Zagreb trotzdem eine Selbstbehandlung mit Viren durchgeführt.

Halassy hat im Alter von 49 Jahren erfahren, dass sie an einer Stelle einer früheren Mastektomie an Brustkrebs erkrankt war. Weil die Wissenschaftlerin, die laut eigenen Angaben keine Spezialistin für OVT ist, sich nicht erneut einer Chemotherapie unterziehen wollte, hat die in ihrem Labor passende Viren gezüchtet und sich selbst injiziert. Halassy konnte durch die Viren ihre Krebserkrankung im Stadium 3 heilen und ist seitdem seit vier Jahren krebsfrei.

Selbstexperiment mit Viren aus dem Labor

Wie die Forscherin erklärt, haben Selbstexperimente in der Medizin eine lange Tradition. Trotzdem sind Selbstexperimente in der Wissenschaft umstritten, weil es ethische Bedenken gibt. Wie Halassy erklärt, hatte sie jedoch eine Expertise in der Zucht und Reinigung von Viren, die ausreichend groß ist, um die Behandlung mit einem überschaubaren Risiko durchzuführen.

Die Krebsbehandlung hat zwei unterschiedliche Viren nacheinander verwendet, nämlich erst ein Masernvirus und danach ein vesikuläres Stomatitis-Virus (VSV). Beide Krankheitserreger infizieren den Zelltypen, aus denen auch der Tumor der Virologin bestand und wurden zuvor bereits in OVT-Studien erprobt. Zudem erklärt Halassy, dass die beiden Viren eine gute Sicherheitsbilanz haben.

Vireninjektion über zwei Monate

Die Vireninjektionen sind über einen Zeitraum von zwei Monaten regelmäßig direkt in den Tumor erfolgt. Onkologen haben den Behandlungsfortschritt permanent überwacht, damit bei ausbleibenden Resultaten noch eine konventionelle Chemotherapie hätte erfolgen können. Diese war jedoch nicht nötig, weil der Tumor schnell erheblich weicher und kleiner wurde und keine schweren Nebenwirkungen auftraten. Als der Tumor sich vom Brustmuskel und der Haut abgelöst hatte, konnte er leicht chirurgisch entfernt werden.

Eine anschließende Analyse zeigt, dass der Tumor von Immunzellen zersetzt war. Die OVT hat damit wie erwartet gewirkt, indem sie das Immunsystem dazu brachte, sowohl gegen die Viren als auch gegen die Tumorzellen vorzugehen.

„Eine Immunantwort wurde definitiv ausgelöst.“

Kritik am Selbstexperiment

Anschließend wollte die Forscherin ihre Ergebnisse in Fachmagazinen publizieren. Diese haben die Veröffentlichungen jedoch abgelehnt, weil die wissenschaftlichen Fortschritte auf einem Selbstexperiment basieren. Es gab somit Bedenken, dass auch andere Menschen konventionelle Behandlungen abzulehnen und stattdessen neue Behandlungsansätze probieren, auch wenn ihnen die dafür nötigen Kenntnisse fehlen.

„Die Hauptsorge waren immer ethische Fragen.“

Vaccines, doi: 10.3390/vaccines12090958

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