Robert Klatt
Die Lebensfähigkeit und Qualität von Spermien sinken laut in vitro-Versuchen durch WLAN deutlich. Außerdem hat die Pilotstudie die Effekte der hochfrequenten elektromagnetischen Strahlung (RF-EMR) der Mobilfunkstandards 4G und 5G untersucht.
Miami (U.S.A.). Die hochfrequente elektromagnetische Strahlung (RF-EMR) der Mobilfunkstandards 4G und 5G sowie von Wireless Local Area Networks (WLAN) soll laut Kritikern Gesundheitsprobleme auslösen und etwa die Fruchtbarkeit des Menschen negativ beeinflussen. Wissenschaftler der University of Miami Miller School of Medicine um Kevin Chu haben auf einem Kongress der American Society for Reproductive Medicine (ASRM) nun eine Pilotstudie vorgestellt, die den Einfluss der Strahlung untersucht hat.
Die Forscher nutzten dazu ejakuliertes Sperma von Männern im Alter von 25 bis 35 Jahren, das sie für eine Dauer von sechs Stunden der Strahlung aussetzten. Als RF-EMR-Quelle (800 bis 2.200 MHz) verwendeten sie ein Smartphone, das sie über das 4G-, 5G- oder WiFi-Spektrum kontaktieren. Der Abstand vom Sperma zum Smartphone lag bei 2,5 Zentimetern. Bei der Kontrollgruppe wurde das Sperma keiner RF-EMR-Strahlung ausgesetzt.
Im Vergleich zur Kontrollgruppe sank durch die WiFi-Exposition die Lebensfähigkeit der Spermien um 13 Prozent und die Spermienmotilität (Qualität des Spermas) um zwölf Prozent. Die 4G oder 5G RF-EMR beeinflusste die Spermienmotilität und -lebensfähigkeit hingegen nicht.
Die Forscher vermuteten, dass die Qualität der Spermien und ihre Lebensfähigkeit durch die WiFi-Exposition sinken, weil diese die Temperatur deutlich erhöht. Sie führten deshalb weitere Versuchen durch, um die Auswirkungen von Hitze im Detail zu untersuchen. Dazu nutzten sie einen 37 Grad Celsius warmen Inkubator, in dem die progressive Motilität ebenfalls deutlich sank.
In einem weiteren Experiment vergrößerten die Forscher den Abstand von Smartphone zur Spermaprobe deutlich. Wie Bidhan gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt erklärte, nahm die Qualität des Spermas und die Lebensfähigkeit auch in diesen Versuchen ab.
„Wir vergrößerten den Abstand auf etwa 15 cm und beobachteten einen signifikanten Rückgang der Gesamtmotilität (p=0,022) und der progressiven Motilität (p=0,013).“
Die Wissenschaftler erklären jedoch, dass bei Smartphones eine große Variabilität vorliegt. In der aktuellen Studie wurden ausschließlich iPhone 13 verwendet. Um eine generelle Aussage machen zu können, sind deshalb noch weitere Versuche mit anderen Modellen nötig.