Spincare

Wundverband aus der Sprühpistole

Robert Klatt

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Ein neuer Verband aus Nanopolymerfasern, die per Sprühpistole aufgetragen werden, vereinfacht die Behandlung von Brandwunden.

Jerusalem (Israel). Das israelische Start-up Nanomedic Technologies hat zur Versorgung von chronischen Wunden und mittelgradigen Verbrennungen, die die Haut maximal bis zur mittleren Lederhautschicht (Dermis) beschädigt haben, den neuen Wundverband „Spincare“ entwickelt. Spincare besteht aus feinen Nanopolymerfasern, die eine Schutzschicht über die Wunde legen. Aufgetragen wird der Verband mithilfe einer Sprühpistole, die einen weißen Sprühnebel auf die betroffenen Hautpartien schießt.

Das neue Verfahren erleichtert nicht nur das Auftragen des Verbands, sondern erlaubt auch schonende Kontrollen durch Ärzte, weil die Nanopolymerfasern bei Kontakt mit der Wundflüssigkeit transparent werden. Außerdem verhält sich Spincare ähnlich wie echt Haut, lässt also Wundflüssigkeit austreten, Wasser von außen aber nicht eindringen. Patienten können deshalb schon früh duschen. Die dichte Faserstruktur der Matrix hält überdies Krankheitserreger von der Wunde fern. Wenn die Wunde vollständig ausgeheilt ist, löst sich der Spincare-Verband vom Körper ab.

Praxistest im Unfallkrankenhaus Berlin

Bei einem Praxistest im Unfallkrankenhaus Berlin haben Ärzte um Frank Sander laut einer Publikation der 37. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2019) bereits gute Erfahrung mit Spincare gemacht. Behandelt wurden mit Spincare im Zeitraum Dezember 2017 bis November 2018 14 Patienten, von denen sieben aufgrund von Brandwunden, sechs wegen Verbrühungen und einer aufgrund einer Lichtbogenverletzung in das Krankenhaus eingeliefert wurden

Frank Sander, Chefarzt des Zentrums für Schwerbrandverletzte: „Vor allem bei unebenen Körperregionen wie im Gesicht hat die kontaktfreie Behandlung Vorteile, weil sie sich der Oberfläche wunderbar anpasst.“

Im Vergleich zu biologischen und synthetischen Oberhauttransplantate sowie Wundauflagen aus Polylactit, die erst angepasst und mit dickeren Deckverbänden gehalten werden müssen, lobt Sander die einfache Handhabung des Spincare-Verbands. Bei sehr großen Wunden ist laut Sander die herkömmliche Wundversorgung zumindest in der frühen Heilungsphase aber noch die bessere Alternative, weil die Auftragung von Spincare deutlich länger dauert.

Frank Sander: „Gerade mit den Wundauflagen kann man da schneller Fläche machen. Wenn die Wunde aber nach zwei, drei Tagen nicht mehr so nässt, dann wäre Spincare auch hier eine praktikable Lösung.“

37. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2019), doi: 10.3205/19dav21

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