Robert Klatt
In Italien sind deutlich mehr Menschen an Covid-19 gestorben als die offiziellen Regierungsdaten zeigen.
Palermo (Italien). In Italien sind laut offiziellen Regierungsdaten bis Ende April 27.682 Menschen an Covid-19 gestorben. Die Gesamtmortalität hat sich im Vergleich zu den Vorjahreszeiträumen aber mehr als verdoppelt. Dies liegt laut einer im Fachmagazin JAMA Internal Medicine publizierten Studie der Universität Palermo daran, dass die tatsächlichen Todeszahlen der Coronapandemie deutlich höher sind als die offiziellen Todeszahlen. Wie Studienautor Manfredi Rizzo erklärt, „unterschätzen diese den tatsächlichen Mortalitätsanstieg erheblich.“
Neben unmittelbar durch Covid-19 ausgelösten Todesfällen sind laut den Studienautoren auch Grunderkrankungen, die durch das Virus verschlimmert werden, ein weiterer Faktor für die hohe Mortalität. Überdies ist laut den Wissenschaftlern die verspätete Behandlung von Krankheiten aufgrund der Überlastung von Krankenhäusern und deren Meidung wegen der befürchteten Ansteckungsgefahr ein weiterer Faktor für die ungewöhnlich hohe Mortalitätsrate.
Insgesamt analysierten die Wissenschaftler für ihre Studie die offiziellen Mortalitätsstatistiken von 1.689 italienischen Städten der Jahre 2015 bis 2020. In allen Gemeinden ist die Mortalität im Zeitraum von 1. März bis 4. April um mindestens 20 Prozent angestiegen. Insgesamt wurden 41.329 Todesfälle gemeldet, was im Vergleich zu den Vorjahren einer Steigerung von 104,5 Prozent entspricht.
Am meisten hat die Sterblichkeit bei Männern und älteren Menschen in der stark betroffenen Lombardei zugenommen. Während es bei Frauen in dieser Region zu einem Anstieg der Mortalitätsrate von 85,4 Prozent kam, nahm diese bei Männern um 126,4 Prozent zu. In der Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen kam es in ganz Italien zu einer Zunahme der Mortalität von 111 Prozent.
JAMA Internal Medicine berichten, doi: 10.1001/jamainternmed.2020.2543