Robert Klatt
Menschen mit vielen fehlenden Zähnen haben ein deutlich höheres Risiko für Übergewicht. Besonders fehlende Backenzähne erhöhen das Risiko stark.
Newark (U.S.A.). Gesunde Erwachsene haben ein Gebiss aus 32 Zähnen, wenn alle Weisheitszähne vorhanden sind. Viele Menschen haben aber nicht mehr alle Zähne. Forscher der Rutgers University um Rena Zelig haben nun untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen fehlenden Zähnen und dem Risiko für Übergewicht und Fettleibigkeit besteht. Sie haben dazu Gesundheitsdaten von Erwachsenen im Alter von 65 bis 89 Jahren analysiert.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Gerodontology offenbart die Analyse, dass Menschen mit mindestens 21 Zähnen eher einen gesunden Body-Mass-Index (BMI) halten können als Menschen mit weniger Zähnen. Die Wahrscheinlichkeit für Fettleibigkeit (Adipositas) nimmt mit jedem fehlenden Zahn um zwei Prozent zu. Wenn gegenüberliegende Backenzähne fehlen, steigt das Risiko um sieben Prozent.
Die 1.765 Probanden waren zwischen 2016 und 2022 Patienten der Rutgers School of Dental Medicine. Um die Beziehung zwischen der Anzahl der Zähne und dem Body-Mass-Index (BMI) zu analysieren, haben die Forscher ein statistisches Modell verwendet, das andere Faktoren, die das Gewicht beeinflussen können, darunter das Alter, das Geschlecht und bestehende Krankheiten, verwendet.
Knapp drei Viertel der Probanden (73 %) waren übergewichtig oder fettleibig. Im Median besaßen die Senioren noch 20 Zähne. In der Medizin gilt, dass Menschen mit unter 21 Zähnen nicht mehr vollständig kaufen können und deshalb bestimmte Lebensmittel vermeiden.
Laut der Studie hat der Verlust von Vorderzähnen, mit denen Lebensmittel abgebissen werden, nahezu keinen Einfluss auf den BMI. Es besteht jedoch eine deutliche Korrelation zwischen fehlenden Backenzähnen und dem BMI. Ältere Studien kamen zu ähnlichen Ergebnissen, laut denen vor allem die Backenzähne für ein gesundes Gewicht entscheidend sind.
Die Wissenschaftler erklären, dass der Zusammenhang zwischen fehlenden Zähnen und Übergewicht besteht, weil Menschen mit einem schlechten Gebiss gesunde Lebensmittel vermeiden und ihre Ernährung umstellen.
„Viele gesunde Lebensmittel, insbesondere rohes Obst und Gemüse, sind schwer zu essen, wenn man keine funktionsfähigen Zähne hat. Eine mögliche Erklärung ist, dass Menschen, insbesondere ältere Erwachsene, die Zähne verlieren und Schwierigkeiten beim Kauen haben, anfangen, Lebensmittel zu essen, die leichter zu essen, aber weniger gesund sind, wie Kartoffelpüree, Kekse oder Donuts. Diese Lebensmittel sind in der Regel kalorien-, fett- und zuckerreicher, was zu Gewichtszunahme führt.“
Um das Problem zu reduzieren, könnten Zahnärzte Menschen mit vielen fehlenden Zähnen darüber aufklären, wie diese gesunde Lebensmittel leichter essen können, etwa durch Kochen oder Pürieren.
Gerodontology, doi: 10.1111/ger.12747