Robert Klatt
Das Spurenelement Zink verringert die Dauer und Intensität der Symptome bei viralen Erkältungskrankheiten deutlich. Eine vorbeugende Wirkung hat die Einnahme von Zinkpräparaten aber nicht.
Greater Western Sydney (Australien). In vielen Ländern wurden die aufgrund von Covid-19 erlassenen Hygiene- und Abstandsregeln in den letzten Wochen beendet oder zumindest stark gelockert. Weil sich dies auch auf Rhinoviren und andere Krankheitserreger auswirkt, kommt es vermehrt zu Husten, Halsschmerzen, Schnupfen und anderen typischen Erkältungssymptomen.
Wissenschaftler der Western Sydney University haben nun herausgefunden, dass die Einnahme von Zink sich positiv auf Erkältungen auswirken kann. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin BMJ Open hat das Team um Jennifer Hunter dazu eine Metaanalyse von 28 Studien mit insgesamt 5.446 Probanden durchgeführt. Die Studienteilnehmer waren ausschließlich Erwachsene ohne Zinkmangel.
Im Rahmen der Metastudie untersuchten die Wissenschaftler, wie sich Lutschtabletten und Nasensprays mit Zink auf den Eintritt, die Dauer und die Symptome einer Erkältung auswirken. Bei den meisten analysierten Studien begannen die Probanden ein bis drei Tage nach den ersten Symptomen mit der Einnahme der Zinkpräparate. Vier Studien untersuchten außerdem, ob Zinkpräparate eine vorbeugende Wirkung haben. Dazu nahmen die Probanden Zink ein und wurden anschließend gezielt mit Rhinoviren infiziert.
Die Auswertung der Studien zeigt, dass Zink zwar keine Infektion mit Erkältungsviren verhindern kann, dass das Spurenelement aber die Dauer und Intensität der Symptome reduzieren kann. Personen, die bei den ersten Symptomen einer Erkältung mit der Einnahme von Zink begonnen hatten, hatten im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant geringere Beschwerden ab dem dritten Tag der Infektion.
Außerdem verdoppeln Zinkpräparate die Wahrscheinlich, dass die Erkältung nach spätestens sieben Tagen überwunden ist. In den Zinkgruppen kam es überdies seltener zu schweren Symptomen wie Fieber. „Damit scheinen die Wirkungen von Zink über den bloßen Ausgleich eines Zinkmangels hinauszugehen“, konstatiert Hunter.
Eine vorbeugende Wirkung haben Zinkpräparate hingegen laut der Metastudie nicht. Nach der Infektion mit Rhinoviren kam es sowohl in der Kontroll- als auch in der Zinkgruppe ähnlich oft zu Erkältung.
Die Studie bestätigt somit laut den Autoren, dass Zink bei viralen Erkältungskrankheiten lindernd wirken kann. „Das wird gestützt durch in vitro Ergebnisse, nach denen Zink-Ionen die virale Vermehrung hemmen, Zellmembranen stabilisieren und die Entzündung der Schleimhäute reduzieren“, so die Wissenschaftler. Aufgrund der guten Verträglichkeit des Spurenelements ist Zink daher laut den Wissenschaftlern eine „natürlichen Alternative“ zu gängigen Medikamenten.
BMJ Open, doi: 10.1136/bmjopen-2020-047474