Robert Klatt
Erblich bedingter Haarausfall (Alopecia androgenetica) belastet viele Menschen. Ein Zuckergel aus Desoxyribose regt das Haarwachstum an und könnte den Betroffenen helfen.
Sheffield (England). Der erblich bedingte Haarausfall (Alopecia androgenetica) ist eine genetische Prädisposition zum Haarausfall, die durch die Überempfindlichkeit der Haarwurzeln gegenüber männlichen Sexualhormonen ausgelöst wird. Alopecia androgenetica tritt sowohl bei Frauen als auch bei Männern auf und ist für einen Großteil der Haarausfälle (95 %) verantwortlich. Ab einem Alter von 70 Jahren leiden ein Großteil der Männer (80 %) und viele Frauen (40 %) unter dem erblich bedingten Haarausfall, der bislang kaum behandelt werden kann.
Forscher der University of Sheffield um Sheila MacNeil haben nun zufällig entdeckt, dass ein spezifisches Zuckergel erblich bedingte Glatzenbildung heilen kann. Die Wissenschaftler wollten eigentlich untersuchen, ob Desoxyribose, ein im Körper des Menschen natürlich vorkommender Zucker, bei der Wundheilung helfen kann.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Frontiers in Pharmacology haben sie dazu Wunden bei Mäusen mit Desoxyribose behandelt. Sie beobachten dabei, dass das Fell der Tiere an den behandelten Stellen deutlich schneller nachwuchs als bei der Kontrollgruppe. Aus diesem Grund haben die Forscher sich dazu entschieden, weitere Experimente mit männlichen Mäusen mit testosteronbedingtem Haarausfall durchzuführen, um zu untersuchen, ob das Zuckergel das Haarwachstum fördert. In den Experimenten wurde das Fell am Rücken der Tiere teilweise entfernt. Die Stelle wurde dann für drei Wochen täglich mit dem Zuckergel behandelt, was dazu geführt hat, dass die Haare schnell nachwuchsen.
„Unsere Forschung legt nahe, dass die Lösung zur Behandlung von Haarausfall ganz einfach sein könnte: die Verwendung eines natürlich vorkommenden Desoxyribose-Zuckers, um die Blutversorgung der Haarfollikel zu steigern und so das Haarwachstum zu fördern.“
Bisher können die Forscher noch nicht erklären, wieso das Zuckergel das Haarwachstum fördert. An den behandelten Stellen kam es jedoch zu einer deutlichen Zunahme der Hautzellen und Blutgefäße, die auch für das Haarwachstum verantwortlich sein könnten.
„Je besser die Blutversorgung der Haarzwiebel ist, desto größer ist ihr Durchmesser und desto stärker ist das Haarwachstum.“
Laut den Forschern könnte das Gel die Basis für eine wirkungsvolle und zugleich günstige Therapie gegen Haarausfall bilden. Es ist zudem möglich, dass das Gel auch Menschen nach einer Chemotherapie helfen können. Die Erforschung der Wirksamkeit befindet sich aber noch in einem frühen Stadium und es sind weitere Studie nötig, bevor es sicher ist, ob ein Medikament gegen Haarausfall auf Basis von Desoxyribose möglich ist.
„Die von uns durchgeführten Untersuchungen befinden sich noch in einem sehr frühen Stadium, aber die Ergebnisse sind vielversprechend und rechtfertigen weitere Untersuchungen.“
Frontiers in Pharmacology, doi: 10.3389/fphar.2024.1370833
