Robert Klatt
In Landkreisen mit hohen Wähleranteilen für die AfD waren die Infektionszahlen in den letzten Wellen der Covid-19-Pandemie überdurchschnittlich hoch. Dies liegt laut den Autoren der Studie an der antidemokratischen und wissenschaftsfeindlichen Einstellung der Anhänger der rechten Partei.
Jena (Deutschland). Eine Studie des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) in Kooperation mit einem Epidemiologen vom Helmholtz Zentrum München zeigt, dass die Wahlergebnisse der AfD und die Covid-19-Infektionszahlen korrelieren. In Landkreisen mit hohen Wahlanteilen für die AfD waren laut der Publikation in der ZRex - Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung demnach auch die Infektionszahlen in den letzten Wellen der Covid-19-Pandemie überdurchschnittlich hoch.
Faktoren wie die Anzahl der Schulen, die Grenznähe einer Region oder die Home-Office-Quoten konnten laut den Wissenschaftlern als Grund für die Zunahme der Inzidenzen in diesen Regionen ausgeschlossen werden.
Die Studie basiert auf der These, dass Wähler rechter Parteien die Legitimität demokratischer Institutionen anzweifeln und Einschränkungen weniger akzeptieren. Dies würde zu höheren Infektionszahlen führen. Für einen solchen Zusammenhang spricht auch eine Umfrage der forsa, laut der Impfgegner oft rechte Parteien wählen.
Analysiert wurden im Rahmen der Studie der AfD-Zweitstimmenanteil bei der Bundestagswahl 2017 und die Infektionszahlen in den Wellen vom Frühjahr und Winter 2020 von 401 Landkreisen und kreisfreien Städten in Deutschland. In die Berechnung flossen insgesamt 48 Faktoren ein, darunter die demografischen Merkmale, die Lage und die Gesundheitsversorgung. Es sollte so ausgeschlossen werden, dass die regional hohen Inzidenzen auf andere Gründe zurückgehen.
Insgesamt zeigt die Studie deutlich, dass es in Landkreisen und Städten mit einem hohen AfD-Zweitstimmenanteil in den beiden Wellen der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 zu deutlich mehr Infektionen kam als in Regionen mit einem niedrigen AfD-Zweitstimmenanteil.
„Ein Anstieg des AfD-Wahlergebnisses um einen Prozentpunkt erhöht die durchschnittliche Infektionshöhe in der Anstiegsphase der ersten Welle um 2,2 Prozentpunkte. Damit liegt statistisch die Infektionshöhe in einem Kreis mit 20 Prozent AfD-Zweitstimmenanteil circa 22 Prozentpunkte über einem Kreis mit einem Stimmenanteil von lediglich zehn Prozent“, erklärt Christoph Richter.
Dabei war es nicht relevant, ob die Regionen in Ost- oder Westdeutschland liegen. „Die gelegentlich vertretene Annahme, es handele sich bei dem Zusammenhang um ein spezifisch ostdeutsches Phänomen, kann anhand der Ergebnisse nicht bestätigt werden“, so die Autoren.
Einen ähnlichen Zusammenhang konnte die Studie überdies in Regionen mit einem hohen Anteil von Nichtwählern und bei rechten Kleinstparteien feststellen. Laut den Autoren liegt dies daran, dass sich Menschen in diesen Regionen bereits seit Längerem demokratisch und politisch distanziert hätten und sich deshalb häufig nicht an die Maßnahmen zum Schutz vor Covid-19 halten. Bei anderen im Bundestag vertretenen Parteien existiert der Zusammenhang hingegen nicht. „Da waren wir überrascht, dass sich das so deutlich zeigt“, erklärt Richter.
Die Wissenschaftler weisen jedoch darauf hin, dass die Ergebnisse nicht bedeuten, dass alle AfD-Wähler gegen die Coronaregeln verstoßen oder dass alle Gegner der Maßnahmen AfD-Wähler sind.
Die AfD hat die Studie inzwischen kritisiert. „Es ist mehr als schäbig, jetzt mit pseudowissenschaftlichen Studien die Schuld an Corona-Erkrankten der AfD zuschieben zu wollen“, sagt der AfD-Bundessprecher und Thüringer Bundestagsabgeordnete Stephan Brandner. Laut ihm ist das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft „von linksradikalen Kräften durchsetzt“. Belege für die Behauptung lieferte der Politiker jedoch nicht.
ZRex - Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung, doi: 10.3224/zrex.v1i2.01A