Robert Klatt
Menschen mit Wohnsitz in Deutschland können sich bis zum 10. November für ein dreijähriges bedingungsloses Grundeinkommen in Höhe von 1.200 Euro bewerben.
Berlin (Deutschland). Das Deutsche Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin vergibt in Kooperation mit Mein Grundeinkommen e. V. als Teil eines Pilotprojekts ein Grundeinkommen an Menschen mit permanentem Wohnsitz in Deutschland. Interessenten können sich über das Internetportal bis zum 10. November 2020 bewerben, ausgeschüttet werden die Grundeinkommen ab dem kommenden Frühling. Bisher haben 1.891.640 Personen (Stand 14. September 14:50 Uhr) sich beim Projekt registriert. Die glücklichen Gewinner erhalten für drei Jahre monatlich 1.200 Euro, die sie völlig frei verwenden können. Finanziert werden diese Grundeinkommen über Spenden von bisher 149.146 Privatpersonen.
Das Projekt Mein Grundeinkommen e. V. hat seit seiner Gründung im Jahr 2014 über Spenden bisher 650 einjährige Grundeinkommen in Höhe von 1.000 Euro monatlich verlost. Die Auswirkungen dieses sozialen Experiments wurden im Buch „Was würdest du tun?“ publiziert. Außerdem hat der Verein versucht, anhand von qualitativem Interviews herauszufinden, welche gesellschaftlichen Effekte ein Grundeinkommen hätte. Dabei konnten zwar erste Hinweise auf eine gesteigerte Lebensqualität gefunden werden, wissenschaftlich fundierte Ergebnisse gab es aufgrund der kurzen Vergabedauer von nur zwölf Monaten aber nicht.
Laut Marcel Fratzscher, Präsident des DIW in Berlin „hat die Corona-Pandemie vielen bewusst gemacht, wie wichtig starke Sozialsysteme und eine wirklich universelle Grundsicherung für die gesamte Gesellschaft sind.“ Das bald startende Pilotprojekt soll deshalb untersuchen, ob ein bedingungsloses Grundeinkommen Menschen faul macht oder es die Kreativität und Produktivität einer Gesellschaft erhöhen kann.
Die Summe von 1.200 Euro orientiert sich an der offiziellen Armutsgefährdungsgrenze, die in Deutschland laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) bei einer alleinlebenden Person bei 1.135 Euro liegt. Im Zuge des Projekts müssen Empfänger des Grundeinkommens alle sechs Monate einen Fragebogen ausfüllen, der die Basis der quantitativen Studie bilden. Als Vergleichsgruppe fülle überdies 1.380 weitere Menschen den Fragebogen aus, die kein Grundeinkommen erhalten. Empfänger des Grundeinkommens und Menschen aus der Kontrollgruppe können außerdem freiwillig an Tiefeninterviews des Forschungsinstituts teilnehmen und Experimente zur Stressbelastung durchführen, um der Wissenschaft weitere Daten zu liefern.