Hohe Inflation

3.500 Euro netto sind laut Sparkasse die neue Armutsgrenze

Robert Klatt

Sparkasse warnt vor neuer Armutsgrenze )kcotS ebodAsamohT(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Laut dem Sparkassenverband Westfalen-Lippe (SVWL) sind in Deutschland die meisten Haushalte nicht mehr sparfähig 
  • Angesichts der hohen Inflation und der explodierenden Energiepreise müssen viele Haushalte ihre Ersparnisse zur Deckung der Lebenshaltungskosten verwenden
  • Dies betrifft nicht nur Geringverdiener, sondern auch Haushalte mit einem Nettoeinkommen von 3.500 Euro

Eine Studie der Sparkasse zeigt, dass angesichts der hohen Inflation und der explodierenden Energiepreise viele Haushalte nicht mehr sparfähig sind und ihre Rücklagen für die Deckung der Lebenshaltungskosten verwenden müssen.

Münster (Deutschland). Eine Studie des Deutschen Sparkassen- und Giroverband e. V. (DSGV), dem Dachverband der regionalen Sparkassenverbände auf Landesebene, kam im September 2022 zu dem Ergebnis, dass in Deutschland ein Nettoeinkommen von 3.600 Euro die neue Armutsgrenze ist, bei der am Monatsende ein Haushalt kein Geld mehr übrig hat. Wie Welt.de (Paywall) berichtet, kam eine Untersuchung des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe (SVWL) nun zu einem ähnlichen Ergebnis.

Die hohe Inflation und die explodierenden Energiepreise haben demnach dazu geführt, dass immer mehr Haushalte (60 %) es sich nicht mehr leisten können, einen Teil ihres Einkommens zu sparen. Wie Liane Buchholz, Präsidentin des SVWL, erklärt, müssen zudem inzwischen viele Haushalte ihre Ersparnisse nutzen, um ihre Lebenshaltungskosten decken zu können.

„Denen wachsen die stark gestiegenen Kosten derart über den Kopf, dass am Monatsende nichts mehr übrig bleibt und bei vielen zusätzlich auch noch das Ersparte aufgezehrt wird.“

Nettoeinkommen von 3.500 Euro

Laut Buchholz trifft diese Entwicklung nicht nur Geringverdiener, sondern auch Haushalte mit soliden Einkommen.

„Wir reden hier von Haushalten mit einem Einkommen von bis zu 3.500 Euro pro Monat – und zwar nach Steuern.“

Die Präsidentin des SVWL erklärt jedoch, dass die Studie auf Durchschnittswerten beruht und dass man die unterschiedlichen Haushaltsgrößen beachten muss.

Geringe Sparquote in Deutschland

Eine Analyse der Volksbank Wiesbaden zeigt ebenfalls, dass die aktuelle ökonomische Situation die Menschen in Deutschland stark belastet. Im Jahr 2022 sind die Spareinlagen der Kunden laut den Daten der Bank um weniger als ein Prozent gewachsen. Wie Vorstandschef Matthias Hildner gegenüber dem Handelsblatt erklärt, ist die Inflation für die geringe Sparquote hauptverantwortlich.

„Die Sparquote auch unserer Kunden ist rückläufig. Viele Menschen werden stark belastet durch die Inflation und die steigenden Energiepreise.“

Dies belegen auch Daten von 20 Sparkassen aus Rheinland-Pfalz, bei denen zwischen November 2021 und November 2022 die Geldvermögensbildung durch klassische Einlagen und Wertpapiersparen um 37 Prozent zurückgegangen ist. Wie Verbandspräsident Thomas Hirsch erklärt, beeinflusst dies vor allem bei Haushalten mit kleinen Einkommen die Altersvorsorge und den Konsum stark.

„Ob Finanzen, Konsum oder Altersvorsorge – vor allem Haushalte mit niedrigen Einkommen müssen stärker verzichten.“

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