Robert Klatt
Die Fleischproduktion verursacht hohe externalisierte Kosten, die die Allgemeinheit tragen muss. Würde man das Verursacherprinzip anwenden, müssten die Preise um bis zu 100 Prozent steigen.
Hamburg (Deutschland). In Deutschland verursacht der Konsum vom Rind- und Schweinefleisch laut einer Studie des Beratungsunternehmens Soil & More im Auftrag von Greenpeace pro Jahr externalisierte Kosten in Höhe von 5,91 Milliarden Euro pro Jahr. Gemeint sind damit Kosten, die die Allgemeinheit statt die Verursacher bezahlen müssen. Ein Großteil davon entfällt auf Umwelt- und Klimaschäden.
Wenn die Fleischproduzenten alle anfallenden Kosten selbst tragen würden, müssten ihre Erzeugnisse demnach deutlich teurer sein. Laut der Studie wäre der Preis für Rindfleisch in diesem Fall 52 Prozent höher, der für Schweinefleisch sogar 100 Prozent. Zu einem ähnlichen Ergebnis kaum kürzlich auch eine Studie der TU Berlin, die als Reaktion eine Fleischsteuer fordert.
„Wer auf Kosten Dritter konsumiert, schadet der Allgemeinheit. Weil Supermärkte ihre Kundschaft mit Billigfleisch ködern wollen, müssen andere einen hohen Preis zahlen. Intensive Tierhaltung für billiges Fleisch verseucht Trinkwasser, befeuert die Klimakrise und treibt die Waldzerstörung voran, ohne dass die dadurch entstehenden Kosten auf dem Preisschild auftauchen. Die Bundesregierung muss dieses eklatante Marktversagen korrigieren“, erklärt Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Martin Hofstetter.
Vermieden werden könnten die externalisierten Kosten laut Greenpeace durch eine konsequente Anwendung des Verursacherprinzips. Anstatt Kosten durch die Allgemeinheit tragen zu lassen, wären etwa Steuern und Abgaben auf Fleisch denkbar, die etwa in den Immissions- oder Gewässerschutz investiert werden. Umsetzen könnte man dies zum Beispiel durch eine CO2-Abgabe auf Fleisch oder durch differenzierte Mehrwertsteuersätze.
„Um falsche Anreize zu unterbinden und eine Überwälzung der Kosten auf die Allgemeinheit zu verhindern, ist es eine staatliche Aufgabe, über Steuern und Abgaben die Internalisierung externer Kosten umzusetzen“, erklären die Autoren.
Die wahren Kosten (True Cost Accounting) der Fleischproduktion in Deutschland hat Soil & More anhand einer Vielzahl an Faktoren ermittelt, darunter die Emission und der Flächenverbrauch beim Futtermittelanbei, die Belastung des Grundwassers und der Böden durch Pestizide und Hülle und die Kosten des Gesundheitssystems durch überhöhten Fleischkonsum.
Die ökologische Fleischproduktion belastet die Umwelt und das Klima deutlich weniger. Es fallen jedoch auch hier externalisierte Kosten. Um diese zu decken, müsste Bio-Schweinefleisch 23 Prozent teurer sein und Bio-Rindfleisch 50 Prozent. Bei einem gleichbleibenden Fleischkonsum würde eine komplette Umstellung auf ökologische Produktionsmethoden die externalisierten Kosten auf 3,81 Milliarden Euro reduzieren.