Robert Klatt
Als Reaktion auf die angespannte Energieversorgung hat sich der Audi-Chef Markus Duesmann für autofreie Tage und ein pauschales Tempolimit ausgesprochen.
Ingolstadt (Deutschland). In Deutschland fordern Klimaschutzverbände und schon lange ein pauschales Tempolimit auf Autobahnen, um die Emissionen des Verkehrssektors zu reduzieren. Im März 2022 sprach sich angesichts der Energiekrise auch der ACE Auto Club Europa e. V. (ACE) für ein Geschwindigkeitslimit von 100 km/h auf allen Autobahnen aus, weil das den Kraftstoffverbrauch deutlich reduzieren würde.
Nun hat sich Markus Duesmann, Vorstandsvorsitzender des Automobilherstellers Audi, gegenüber der Süddeutschen Zeitung (Paywall) ebenfalls für deutliche Einschränkungen der Mobilität ausgesprochen.
„Um uns in Deutschland besser einzustimmen, auf die Lage und die Notwendigkeit des Sparens, könnte es wieder autofreie Tage geben, so wie in den 1970er Jahren.“
Laut Duesmann wäre als Reaktion auf die noch immer angespannte Energieversorgung ein Tempolimit sinnvoll. Nach Angaben von Duesmann haben viele Menschen schon freiwillig ihr Fahrverhalten angepasst.
„Ich sehe schon auf der Autobahn, dass den Leuten das Geld knapp wird. Viele fahren nun rechts mit 100 km/h.“
Auf die außergewöhnlichen Situationen sollte man laut Duesmann jedoch nicht mit Geld als „einzigen Regler“ reagieren. Er hält auch einen autofreien Tag für sinnvoll.
„Wir müssen umdenken, uns klar werden, dass sich unser Leben ändert. Wenn es ein Sonntag ist, werde ich mit meinem Rennrad über die gesperrte Autobahn fahren.“
In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung widerspricht Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) den Forderungen.
„Die Menschen sind weiter als die Politik, sie wissen selbst, wie man klug spart. Sollen wir nun jeden Bereich durchdeklinieren? Habe ich die Heizung schon auf 2 runtergedreht, dusche ich nur eine Minute, fahre ich nur 100? Viele Menschen erleben einen drastischen Konsumschock, da braucht es keine Belehrungen.“
Auch die FDP ist gegen ein Tempolimit und gegen autofreie Tage in Deutschland.
Die hohen Strompreise, die laut den deutschen Autozulieferern Bosch und ZF den Elektroauto-Boom beenden könnten, sieht Duesmann nicht aus kritisch.
„Der Strompreis in Deutschland und in Europa mag jetzt gestiegen sein, aber wir werden unsere Strategie deshalb nicht anpassen. Andere Marken im Konzern können gegebenenfalls einige Jahre länger als geplant Verbrennerautos produzieren, wenn die Energielage in den kommenden Jahren so bleibt.“
