CO₂-Emissionen und Co.

Autos verursachen Großteil der externen Kosten des Straßenverkehrs

Robert Klatt

Straßenverkehr am Gärtnerplatz in München )kcotS ebodAsukram(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • In München verursachen Autos einen Großteil der externen Kosten des Straßenverkehrs, die von der Allgemeinheit finanziert werden
  • Reduziert werden können die externen Kosten nur durch den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel und aktive Verkehrsmitteln
  • Die externen Kosten von Elektroautos sind hingegen nur unwesentlich kleiner als von Verbrennern

Autos sind für einen Großteil der externen Kosten des Straßenverkehrs verantwortlich. Deutlich reduziert werden können die von der Allgemeinheit getragenen Kosten nur durch den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel und aktive Verkehrsmitteln.

München (Deutschland). Wissenschaftler des Zukunftsclusters MCube an der Technischen Universität München (TU München) haben die externen Kosten von unterschiedlichen Verkehrsmitteln untersucht. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Research in Transportation Economics haben die Forscher um Daniel Schröder dazu exemplarisch den Münchner Stadtverkehr analysiert. Dabei stellten sie fest, dass Autos einen Großteil der der externen Kosten verursachen.

„Jeder gefahrene Kilometer mit dem Auto kostet die Gesellschaft mehr als doppelt so viel wie ein gefahrener Kilometer mit dem ÖPNV. Das bedeutet, der Ausbau aktiver Mobilität sowie des ÖPNV in Deutschland schont nicht nur das Klima, es entlastet unser aller Portemonnaie.“

Ähnliche Ergebnisse hatte auch eine Studie der Linnaeus University, laut der jedes Auto in Deutschland 5.000 Euro externe Kosten pro Jahr verursacht, die von der Gesellschaft getragen werden müssen.

Interne und externe Kosten der Verkehrsmittel

Die Analyse unterscheidet zwischen internen und externen Kosten, um die finanzielle Belastung der Gesellschaft durch verschiedene Verkehrskonzepte zu ermitteln, die über die Anschaffungskosten von Verkehrsmitteln hinausgehen. Interne Kosten beziehen sich auf die direkten Ausgaben der Verkehrsteilnehmer, wie Fahrkarten im öffentlichen Nahverkehr, Buchungen bei gemeinschaftlichen Mobilitätsdiensten oder die Anschaffung und Nutzung eines Fahrrads oder Autos.

Im Gegensatz dazu umfassen externe Kosten die Aufwendungen, die durch den Nutzer verursacht, aber von anderen getragen werden. Hierzu zählen beispielsweise die Bereitstellung von Infrastrukturen wie Straßen, Schienen oder Parkplätzen, Kosten infolge von Unfällen, durch Staus entstehende Verzögerungen und klimarelevante Belastungen, insbesondere CO₂-Emissionen. Dies sind Faktoren, die durch das Mobilitätsverhalten Einzelner hervorgerufen werden, jedoch von der Allgemeinheit getragen werden müssen.

Hohe externe Kosten durch Autos

Die Untersuchung zeigt, dass 80 Prozent aller externen Kosten auf Autos zurückzuführen sind. Die Kostenkomponenten variieren je nach Verkehrsmittel: Bei Pkws sind Klima-, Stau- und Flächennutzungskosten am höchsten, während bei aktiven Verkehrsmitteln wie Fahrrädern und Fußgänger Unfallkosten überwiegen und beim öffentlichen Verkehr Verspätungen sowie Infrastrukturkosten im Vordergrund stehen.

Die Forscher stellen darauf aufbauend zentrale Fragen: Wo können Gesellschaften am meisten Kosten einsparen, ist der öffentliche Verkehr tatsächlich dauerhaft defizitär und repräsentiert der Individualverkehr den freien Markt? In München verursachen Benzin- und Diesel-Autos beinahe 80 Prozent aller externen Mobilitätskosten, die von der Gesamtgesellschaft getragen werden, während die verbleibenden 20 Prozent durch Fahrräder, Busse, Fußgänger, Elektroroller und andere gemeinsame Verkehrsmittel entstehen.

„In München verursachen Diesel- und Benzinfahrzeuge fast 80 Prozent aller externen Kosten. Eine Erhöhung des aktiven Mobilitätsanteils ist im Hinblick auf die Senkung der externen Kosten vorteilhafter als eine Erhöhung des Anteils des öffentlichen Verkehrs oder der Elektrifizierungsrate.“

Kaum Kostenvorteile durch Elektroautos

Die Untersuchung zeigt, dass ein Benzinauto der Gesellschaft 100 Euro für eine bestimmte Strecke kostet, während ein Elektroauto mit 89 Euro kaum günstiger ist. Ein Fahrrad verursacht Kosten von 42 Euro und eine U-Bahn lediglich 25 Euro. Der Wechsel vom Auto zum Fahrrad oder öffentlichen Verkehr reduziert somit nicht nur die persönlichen Ausgaben, sondern verringert auch den CO₂-Ausstoß, den Flächenverbrauch und senkt gesundheitsbezogene Kosten. Diese Faktoren stellen reale Kosten für jeden Einzelnen dar, betont Schröder. Die gewonnenen Daten sollen politischen Entscheidungsträgern als Grundlage für zukünftige Entscheidungen dienen.

„Durch die einfache Umstellung auf Elektroautos spart die Gesellschaft beim aktuellen Strommix lediglich elf Prozent an externen Kosten pro Personenkilometer ein. Ein Wechsel zum Fahrrad schafft hingegen 58 Prozent Einsparungen und beim Wechsel auf die U-Bahn sind es sogar 75 Prozent.“

Studie ermöglicht mehr Objektivität in die Diskussion

Laut den Autoren ermöglichen die neuen Studiendaten, dass die Politik Mobilitätsthemen objektiver diskutieren kann.

„Schaut man sich den aktuellen Koalitionsstreit zum Ausbau der Schiene und von Autobahnen an, bringt hier ein Blick auf die tatsächlichen Kosten mehr Objektivität in die Diskussion.“

Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass alle Mobilitätsverhalten deutlich höhere externe Kosten verursachen, als zuvor angenommen wurde und dass die Unterschiede der realen Kosten zwischen den einzelnen Mobilitätsoptionen enorm sind. Die Wissenschaftler schlussfolgern deshalb, dass eine nachhaltige Verkehrspolitik nur möglich ist, wenn externe Kosten zunehmend internalisiert werden.

„Oberstes Ziel einer zukunftsorientierten, nachhaltigen, umweltfreundlichen, ressourceneffizienten und sozialeren Verkehrspolitik sollte eine nutzungsabhängige Anlastung der Kosten nach dem Verursacherprinzip sein. Ein wesentliches Element ist die Internalisierung der externen Kosten, da externe Kosten von den Verbrauchern bei wirtschaftlichen Entscheidungen typischerweise nicht berücksichtigt werden. Auf der anderen Seite muss die Subventionierung von Verkehrsträgern mit hohen externen Kosten beseitigt werden.“

Research in Transportation Economics, doi: 10.1016/j.retrec.2022.101246

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