Robert Klatt
In Europa, auch in Deutschland, ist Bahnfahren oft deutlich teurer als Fliegen. Greenpeace fordert aufgrund der verzerrten Preise die Einführung einer Kerosinsteuer, deren Einnahmen in die Bahninfrastruktur fließen sollen.
Hamburg (Deutschland). Der Luftverkehr hat einen Anteil von etwa drei Prozent an den globalen CO₂-Emissionen. Das Bahnfahren ist deutlich umweltfreundlicher. Eine Studie der Umweltschutzorganisation Greenpeace, die die Kosten von Bahnfahrten und Flügen auf 112 beliebten Strecken in Europa verglichen hat, zeigt nun, dass das Fliegen trotzdem in den meisten Fällen signifikant günstiger ist.
Die Studie umfasst sowohl im Voraus geplante Buchungen als auch kurzfristige Buchungen. Individuelle Rabatte, etwa durch die Bahncard oder die Teilnahmen an Vielfliegerprogrammen wurden nicht berücksichtigt, um die Ergebnisse besser vergleichen zu können. In knapp drei Vierteln (71 %) ist das Fliegen günstiger als das Bahnfahren. Lediglich auf unter einem Viertel (23 %) ist das Bahnticket preiswerter. Obwohl das Bahnfahren keinen komplizierten Check-in und keine Sicherheitsüberprüfung benötigt, sind kurzfristige Buchungen besonders teuer.
Laut der Marissa Reiserer, einer Verkehrsexpertin von Greenpeace, sind primär Subventionen der Flugindustrie für die verzerrten Preise verantwortlich.
„Immer mehr Menschen wollen mit der Bahn reisen und auf Flüge verzichten, doch die fehlende Kerosinsteuer und weitere klimaschädliche Subventionen für die Flugindustrie verzerren die Preise. Das ist eine Bruchlandung für viele gute Vorsätze und den Klimaschutz. Die Bahn sollte immer das günstigste Verkehrsmittel sein.“
Es wurden die Preise für einfache Fahrten und Flüge zu verschiedenen Buchungszeiten verglichen. Dabei stellten sich erhebliche Unterschiede heraus. Eine Zugfahrt von Berlin nach Prag wäre nicht nur in der Regel günstiger als ein Umsteigeflug über Warschau, sondern würde auch pro Person nur einen kleinen Teil der Treibhausgasemissionen verursachen.
Bei der Reise von Berlin nach London, Brüssel oder Kopenhagen ist es sowohl für kurzfristige als auch geplante Pläne immer günstiger, das Flugzeug zu nehmen. Eine Untersuchung von Greenpeace umfasste 31 Ziele innerhalb Deutschlands sowie Reisen von und nach Deutschland. Dabei stellte sich heraus, dass die Bahn im Durchschnitt etwa 50 Prozent teurer ist als das Flugzeug.
Der größte Preisunterschied wurde auf der Strecke von Barcelona nach London festgestellt: Hier kostet das Zugticket bis zu 30-mal mehr als das Flugticket. Knapp 80 Prozent der analysierten Strecken werden von günstigen Fluggesellschaften bedient, die in den meisten Fällen preiswerter sind als die Bahn.
„Vermeintliche Schnäppchenflüge sind nur möglich, weil andere die wahren Kosten tragen, etwa durch schlechte Arbeitsbedingungen und den Folgen der Klimakrise.“
Als Reaktion auf die verzerrten Preise fordert Greenpeace eine Kerosinsteuer von 50 Cent pro Liter. In Europa würde es dadurch zu Mehreinnahmen in Höhe von etwa 46,2 Milliarden jährlich kommen, die in den Ausbau der Bahninfrastruktur investiert werden können. Zudem forderte die Umweltschutzorganisation bereits 2021 eine progressive Steuer für Vielflieger sowie ein Ende der Vielfliegerprogramme.