Robert Klatt
Der Baupreisindex in Deutschland ist im Zeitraum 2010 bis 2020 um fast ein Drittel (29 %) gestiegen. In den kommenden zwei Jahren werden die Baukosten laut einer Prognose von PwC um weitere 20 Prozent zunehmen.
Frankfurt am Main (Deutschland). Laut Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) sind in der Bau- und Immobilienbranche die Preise in den letzten Jahren stark gestiegen. Der Baupreisindex für Wohngebäude nahm im Zeitraum 2010 bis 2020 um fast ein Drittel (29 %) zu, der Häuserpreisindex um 65 Prozent und der Preisindex für Bauland für baureife Grundstücke ab 100 Quadratmetern um 102 Prozent. Die Inflation lag in diesem Zeitraum deutlich niedriger (14 %).
Eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) kam nun zu dem Ergebnis, dass die Baupreise bis 2024 weiter ansteigen werden. Verantwortlich sind dafür hauptsächlich Faktoren wie die global überlasteten Häfen, die seitdem Beginn der Covid-19-Pandemie dafür sorgen, dass Lieferketten nicht richtig funktionieren. Der kürzlich ausgebrochene Ukrainekrieg verstärkt diese Lieferschwierigkeiten weiter und sorgt somit für noch höhere Preise bei vielen Baumaterialien.
Zu Beginn des Jahres 2022 prognostizierte PwC eine Zunahme der Baukosten in Höhe von 14 Prozent. Die Prognose wurde um zweiten Quartal 2022 jedoch deutlich übertroffen. Baupreise für Wohnimmobilien stiegen um 18 Prozent, Baupreise für Gewerbeimmobilien sogar um 19 Prozent.
„Wir gehen davon aus, dass die Baupreise für gewerblich genutzte Immobilien in den kommenden beiden Jahren um mehr als 20 Prozent steigen werden. Im zweiten Quartal 2022 lag der Preisanstieg bei Nichtwohngebäuden bei rund 19 Prozent, wie die jüngste Auswertung von Destatis zeigt“, erklärt Dr. Harald Heim, Partner Real Estate bei PwC Deutschland.
Die Baupreise werden in Deutschland hauptsächlich von sechs Faktoren beeinflusst. Dazu gehören die höheren Energiekosten, die durch die höhere Nachfrage auf den Weltmärkten und die Einführung der CO₂-Abgabe stark gestiegen sind. Zudem sorgen die Covid-19-Pandemie, der Ukrainekrieg und die hohe Nachfrage von Großabnehmer wie China und den U.S.A. dafür, dass Materialien wie Holz, Stahl, Dämm- und Kunststoffe ebenfalls deutlich teurer sind. Diese Preisentwicklung wirkt sich auch auf weitere Produkte wie wetterfeste Briefkastenanlagen von Cenator aus.
PwC geht zudem davon aus, dass in den kommenden Jahren die Nachfrage nach Neubauten weiter zunehmen wird. Besonders im Hochbau sind angesichts unsicheren geopolitische Situation viele Projekte aktuell gestoppt. Laut den Studienautoren sind deshalb Nachholeffekte sehr wahrscheinlich, wenn sich die geopolitische Lage wieder entspannt. Auch die deutlich höheren Bauzinsen werden dies laut der Einschätzung der Analysten nicht verhindern.
Auch der Fachkräftemangel, unter dem viele Baubetriebe bereits jetzt leiden, wird in den kommenden Jahren für weiter steigende Baukosten sorgen. Branchenexperten rechnen damit, dass bis 2030 etwa ein Fünftel (20 %) der Stellen in Bauunternehmen nicht besetzt werden können. Bauunternehmen werden also höhere Löhne zahlen müssen, um Mitarbeiter gewinnen zu können. Für die Bauherren bedeutet diese Entwicklung, dass die Baukosten weiter zunehmen werden.
„Wir gehen davon aus, dass sich das Angebot-Nachfrage-Verhältnis in Folge des Fachkräftemangels verschieben wird und die damit einhergehenden Lohnsteigerungen zur Verteuerung der Bauleistungen beitragen werden“, erklärt Dr. Harald Heim, Partner Real Estate bei PwC Deutschland.
Der letzte Hauptfaktor für die höheren Baupreise sind die Pläne der Bundesregierung, die vorsehen, dass jährlich 400.000 neue Wohnungen entstehen soll. Wird dies Realität, würde der Staat die Nachfrage nach Bauleistungen und damit auch die Baupreise deutlich erhöhen.