Robert Klatt
Die Mineralölkonzerne haben seit Kriegsbeginn ihre Margen deutlich erhöht. Eine Studie zeigt nun, wie stark dadurch ihre Gewinne gewachsen sind.
Hamburg (Deutschland). In den letzten Wochen waren Benzin und Diesel an den Tankstellen deutlich teurer. Als Grund dafür nannten die Mineralölkonzerne den Krieg in der Ukraine. Eine Studie der Umweltschutzorganisation Greenpeace enthüllt nun, dass die Unternehmen durch die hohen Preise an den Zapfsäulen ihre Gewinne signifikant steigern konnten. Neben den normalen Einnahmen sollen die Konzerne demnach seit Kriegsbeginn mindestens drei Milliarden Euro Gewinn zusätzlich verdient haben.
Dies hat Greenpeace anhand der gewachsenen Margen zwischen den europäischen Tankstellenpreisen und den internationalen Rohölpreisen errechnet. Der Rohölpreis ist seit Jahresbeginn um 19 Cent / Liter gestiegen. Diesel hat im Mittel an den Tankstellen jedoch 19 Cent / Liter mehr gekostet. Bei Benzin ist diese Entwicklung ähnlich. Allein in Deutschland konnten die Unternehmen dadurch 1,2 Milliarden Euro zusätzliche Gewinne einfahren.
Laut Greenpeace gehen die höheren Preise an den Tankstellen „zu einem großen Teil durch höhere Gewinnmargen der Ölkonzerne“ zurück. „Höhere Einkaufspreise konnten die zeitweisen Rekordpreise nur zum Teil erklären“, erklären die Studienautoren. Der Wirtschaftsverband Fuels und Energie (en2x), der die Ölkonzerne vertritt, erklärt hingegen, dass die „die Nutzung von Gas und Strom im Raffinerieprozess“ hauptverantwortlich für die höheren Preise ist.
Zudem erklärt der Branchenverband, dass die Konzerne „sofort nach Kriegsbeginn auf eigene Initiative“ Importe an russischem Rohöl und Diesel minimiert haben. Diese „bewusst herbeigeführte Verringerung an Bezugsquellen“ verringert das Angebot an Diesel und Heizöl und führt so zu höheren Marktpreisen.
Obwohl die Benzin- und Dieselpreis von ihrem kürzlichen Rekordhoch wieder deutlich gefallen sind, bezeichnet der ADAC Tanken als „nach wie vor im Vergleich zum Rohölpreis viel zu teuer“. Greenpeace kritisiert die Absenkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe für drei Monate hingegen. „Die kürzlich vor allem auf Betreiben der FDP beschlossenen Steuersenkungen auf Sprit mindern die Anreize zum Sparen und spielen somit den Ölkonzernen und Putin in die Hände“, so Greenpeace-Verkehrsexpertin Marion Tiemann.