Robert Klatt
Deutschland möchte bis 2045 keine CO₂-Emissionen mehr verursachen. Die dazu nötige Verkehrswende wäre deutlich günstiger, wenn die Investitionen, etwa in die Förderung der Elektromobilität und des öffentlichen Verkehrs, möglichst früh erfolgen.
Berlin (Deutschland). Laut den Klimazielen der Bundesregierung soll der Verkehr in Deutschland bis 2045 klimaneutral sein, also keine neuen CO₂-Emissionen mehr verursachen. Um das ambitionierte Ziel zu erreichen, ist eine umfassende Verkehrswende nötig, die hohe Investitionen erfordert. Wissenschaftler von Agora Energiewende haben nun untersucht, wie die Bundesrepublik die Verkehrswende schaffen kann und welche Kosten dadurch entstehen.
Dazu haben sie drei Szenarien mit unterschiedlich hohen Klimaschutzmaßnahmen analysiert. Als Referenzszenario dient die aktuelle Klimapolitik, die mit zwei Szenarien verglichen wird, in denen die Investitionen in die Verkehrswende bereits 2025 und 2030 signifikant erhöht werden. Die Investitionen sind etwa für die Förderung von Elektroautos und den Ausbau des öffentlichen Verkehrs nötig.
In den drei analysierten Szenarien ist die Menge der Mobilität identisch. Sie verteilt sich aber je nach Szenario auf andere Verkehrsträger. In den beiden Varianten mit der beschleunigten Verkehrswende ist der Anteil des Bus-, Bahn-, Fahrrad- und Fußverkehrs höher als im Referenzszenario, in dem der Autoverkehr bis 2045 weiter zunimmt.
Laut Dr. Wiebke Zimmer, der Vize-Direktorin von Agora Verkehrswende, liegen die Kosten der Verkehrswende im Referenzszenario bis 2045 bei 9,7 Billionen Euro. Außerdem kommen indirekte Kosten durch den Klimawandel hinzu, der durch die hohen CO₂-Emissionen weiter zunimmt.
Die Berechnungen zeigen überdies, dass Deutschland im Referenzszenario trotz der enormen Kosten die Klimaziele im Verkehrssektor, der seine Klimaziele auch 2023 nicht erreicht hat, nicht einhalten würde. Demnach würden die CO₂-Emissionen lediglich bis 2030 auf 111 Millionen Tonnen und bis 2045 auf rund 15 Millionen Tonnen sinken.
„Würde die Bundesregierung nach volkswirtschaftlicher Logik handeln, müsste sie beim Klimaschutz im Verkehr schnell alle Hebel in Bewegung setzen. Das Ergebnis unserer Studie ist eindeutig. Politisches Zögern hat einen Preis. Der Preis bemisst sich entweder in Geld oder in Treibhausgasen, mit all den damit verbundenen Risiken.“
Wenn Deutschland stattdessen ab 2025 hohe Investitionen in die Verkehrswende tätigt, könnte das Land seine Klimaziele bis 2045 erreichen. In diesem Szenario könnte Deutschland etwa 60 Milliarden Euro einsparen, weil mit deutlich weniger Klimaschäden zu rechnen ist. Wenn die Investitionen in die Verkehrswende erst 2030 erfolgen, können die Klimaziele ebenfalls erreicht werden. Die Gesamtkosten wären in diesem Szenario aber etwa 500 Milliarden Euro höher als im Referenzszenario.
„Wenn wir schnell und entschlossen handeln, kann der Verkehrssektor bis 2045 klimaneutral werden. Das gelingt ohne Mehrkosten im Zeitraum bis 2045.“