Robert Klatt
Benzin und Diesel bleiben trotz des Tankrabatts teuer. Daten von TomTom zeigen nun, ob die hohen Kraftstoffpreise zu einer angepassten Fahrweise in Deutschland geführt haben.
Berlin (Deutschland). Ein generelles Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen könnte den Kraftstoffverbrauch deutlich senken. Angesichts des Ukrainekriegs und der hohen Benzin- und Dieselpreise fordert deshalb inzwischen sogar der ACE Auto Club Europa e. V. (ACE) ein solches Tempolimit. „Bei einem generellen Tempolimit von 100 auf Autobahnen könnte der Kraftstoffverbrauch um über drei Milliarden Liter gesenkt werden. Das würde gleichzeitig auch über neun Millionen Tonnen CO₂ einsparen“, erklärt auch Claudia Kemfert vom Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).
Neben einer Umstellung der Fahrweise sollte auch der sogenannte Tankrabatt die Kraftstoffpreise in Deutschland stark reduzieren und somit die Autofahrer entlasten. Tatsächlich billiger wurden Benzin und Diesel dadurch aber nicht. Eine Datenanalyse des Unternehmens TomTom, die exklusiv der ARD vorliegt, hat deshalb untersucht, ob die weiterhin hohen Kraftstoffpreise Autofahrer in Deutschland dazu bewegt haben, langsamer zu fahren.
Im Februar 2022 vor der großen Spritpreiserhöhung lag die Durchschnittsgeschwindigkeit auf Autobahnen bei 105 km/h. Im Mai 2022 waren es laut TomTom fast unveränderte 104 km/h. „Es ist aber im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die Baumaßnahmen zugenommen haben. Die Deutschen fahren wie früher, und Geld scheint keine Rolle zu spielen“, erklärt Datenanalyst Ralf-Peter Schäfer. Eine detaillierte Analyse der Durchschnittswert offenbart, dass etwa ein Viertel der Autofahrer zwischen 130 km/h und 150 km/h fährt. Sie nutzen somit das hohe Treibstoffsparpotenzial nicht.
Eine Umfrage des Wirtschaftsmagazins Plusminus offenbart die Gründe dieses paradoxen Verhaltens. Demnach fahren viele Deutsche trotz der hohen Kraftstoffpreise weiterhin so schnell, weil sie Gruppendruck durch andere schnelle Autos spüren, weil der Arbeitgeber die Tankkosten übernimmt oder weil sie unter hohem Zeitdruck stehen.
Der Verkehrspsychologe Michael Haeser erklärt zudem, dass schnelles Autofahren zu einer Reaktion im Körper des Menschen führt. „Je schneller ich fahre, desto mehr stößt der Körper Adrenalin aus. Gleichzeitig werden Endorphine ausgeschüttet, die unglaublich Spaß machen“, erklärt Haeser. Beim schnellen Fahren sind demnach primär Emotionen und nicht bewusste Entscheidungen entscheidend.