Robert Klatt
Eine Cannabislegalisierung führt zu einer Zunahme an nicht gewalttätiger Kriminalität, vor allem von Drogen- und Ordnungsdelikten. Eine Kosten-Nutzen-Analyse zeigt aber, dass die Zunahme der Kriminalität durch die hohen Steuereinnahmen ausgeglichen wird.
New York City (U.S.A.). In vielen Bundesstaaten der U.S.A. kann Cannabis seit Längerem legal als Genussmittel erworben werden. Eine Studie der Norwegian School of Economics (NHH) zeigte kürzlich, dass die Legalisierung der Droge die Kriminalitätsrate positiv beeinflusst hat und Gewalttaten und Morde zurückgingen. Eine Studie der City University of New York (CUNY), die ausschließlich Denver im Bundesstaat Colorado untersucht hat, offenbart nun einen weiteren Effekt der Cannabislegalisierung.
Laut der Publikation im Justice Evaluation Journal haben die Forscher die Veränderungen in den Kriminalitätsraten bei Gewalt-, Ordnungs-, Drogen- und Eigentumsdelikten in den drei Jahren vor (2011–2013) und nach der Cannabislegalisierung (2014–2016) untersucht. Die Daten stammen von der Polizei in Denver.
Im Rahmen der Studie untersuchten die Forscher die Kriminalität auf 186 Straßen, auf denen nach der Legalisierung eine Freizeit-Cannabis-Apotheke eröffnet wurde und auf 97 Straßen, auf denen sich eine medizinische Cannabis-Apotheke befand. Die Ergebnisse wurden mit den Kriminalitätsraten von Straßen ohne Cannabis-Apotheken verglichen. Es konnte so untersucht werden, ob der legale Cannabisverkauf auf lokaler Ebene Auswirkungen auf die Kriminalität hat.
Die Analyse zeigt, dass es in Straßen mit Freizeit-Cannabis-Apotheken keine Veränderungen bei Gewalt-, Ordnungs- und Drogenvergehen gab. Eigentumsdelikte (18 %) nahmen aber im Vergleich zu Straßenzügen ohne Cannabis-Apotheken zu. Zudem stiegen Drogen- (17 %) und Ordnungsdelikten (28 %) in Straßen, die sich in der Nähe von Freizeit-Cannabis-Apotheken befanden. Diese Veränderungen unterschieden sich jedoch nicht wesentlich von den Vergleichsstraßenzügen. Auf Straßen mit oder in der Nähe von medizinischen Apotheken gab es keine signifikanten Veränderungen bei der Kriminalität.
Überdies führten die Autoren eine Kosten-Nutzen-Analyse durch, die die Kosten der höheren Kriminalität ins Verhältnis mit den lokalen Verkaufs- und Steuereinnahmen der Freizeit-Cannabis-Apotheken setzte. Laut Eric L. Piza konnten die Forscher so untersuchen, ob die ökonomischen Vorteile durch den legalen Cannabisverkauf die unbeabsichtigte Zunahme der Kriminalität ausgleichen.
„Betrachtet man isoliert, spiegelt der Anstieg der Eigentumsdelikte ein schlechtes Bild der Legalisierung wider. Aber die Verkaufsmengen und der potenzielle Aufschwung für die lokale Wirtschaft könnten trotz einiger kriminalitätsbezogener Bedenken einen Anreiz zur Legalisierung schaffen.“
Wie Nathan J. Connealy erklärt, fanden sie heraus, dass die zusätzlichen Steuereinnahmen der Freizeit-Cannabis-Apotheken die Zunahme der Eigentumsdelikte ausgleichen. Genauer gesagt erzielten die Freizeit-Marihuana-Apotheken für jeden mit dem Anstieg der Eigentumsdelikte verbundenen Dollar mehr als 309 Dollar an Verkaufserlösen.
„Der Anstieg von nicht gewalttätigen Verbrechen muss bei der Bewertung der Legalisierung von Freizeit-Marihuana berücksichtigt werden. Aber die erheblichen Einnahmen, die diese Apotheken in Denver erzielten, könnten andere Gerichtsbarkeiten dazu veranlassen zu fragen, ob die Öffentlichkeit eine Zunahme von nicht gewalttätigen Verbrechen tolerieren würde, angesichts der potenziellen finanziellen Vorteile einer Legalisierung von Freizeit-Marihuana.“
Justice Evaluation Journal, doi: 10.1080/24751979.2019.1691934
