Robert Klatt
Die Cannabislegalisierung führt zu mehr Verkehrsunfällen und -todesfällen, weil die Droge ihr Stigma verliert und mehr Menschen denken, dass es in Ordnung ist, unter Drogeneinfluss zu fahren.
Ruckersville (U.S.A.). In Deutschland soll Cannabis schon bald legalisiert werden. Der Staat könnte dadurch laut einer Studie des Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE) an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) rund 4,7 Milliarden Euro Steuern jährlich einnehmen. Forscher der Norwegian School of Economics (NHH) haben zudem eine Studie publiziert, laut der eine Cannabislegalisierung Gewalttaten und Morde reduziert.
Leider hat eine Cannabislegalisierung aber nicht nur positive Aspekte. Eine Studie des Insurance Institute for Highway Safety (IIHS) zeigte etwa kürzlich, dass die Legalisierung der Droge zu mehr Verkehrsunfällen und -todesfällen führt.
Laut der Publikation im Journal of Studies on Alcohol and Drugs haben die Forscher um Charles M. Farmer Daten aus fünf US-Bundesstaaten analysiert, in denen der Konsum von Marihuana ab 21 Jahren erlaubt ist. Nach der Legalisierung und dem Beginn des Einzelhandelsverkaufs sind in diesen Bundesstaaten im Mittel die Verkehrsunfallverletzungen um 5,8 Prozent und die tödlichen Unfälle um 4,1 Prozent gestiegen. In einer Vergleichsgruppe von Bundesstaaten, in denen Marihuana nicht legalisiert wurde, konnten die Forscher keinen Anstieg während des gleichen Zeitraums feststellen.
Generell war der erste Anstieg der Verletzungsraten bei Verkehrsunfällen nach der Legalisierung, aber noch vor dem Beginn des Einzelhandelsverkaufs zu verzeichnen. Die Verletzungsraten bei Autounfällen stiegen nach der Legalisierung um 6,5 Prozent an, sanken jedoch nach dem Beginn des Einzelhandelsverkaufs leicht um 0,7 Prozent. Allerdings stiegen die Raten tödlicher Unfälle sowohl nach der Legalisierung (+2,3 %) als auch nach der Legalisierung des Einzelhandelsverkaufs (+1,8 %) an.
„Die Legalisierung nimmt dem Cannabiskonsum das Stigma, während der Beginn des Einzelhandelsverkaufs lediglich den Zugang erhöht. Aber der Zugang zu Marihuana ist nicht schwierig, selbst an Orten ohne Einzelhandelsverkauf. Benutzer, die zuvor das Fahren unter Drogeneinfluss vermieden haben, könnten nach der Legalisierung der Meinung sein, dass es in Ordnung ist.“
Die stärkere Verbindung zwischen der Legalisierung von Marihuana und Verletzungen bei Verkehrsunfällen, im Vergleich zu tödlichen Unfällen, könnte mit der Verhaltensanpassung einiger Fahrer zusammenhängen, die unter Cannabiseinfluss stehen. Es ist oft zu beobachten, dass Fahrer, die Marihuana konsumiert haben, ihre Geschwindigkeit reduzieren und einen größeren Abstand zu anderen Fahrzeugen einhalten. Obwohl ihre Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt ist, aber bei geringeren Geschwindigkeiten, können sie einen Unfall nicht verhindern, aber die daraus resultierenden Unfälle könnten weniger wahrscheinlich tödlich enden.
Farmer weist darauf hin, dass Bundesstaaten, die eine Legalisierung von Marihuana in Erwägung ziehen, einige Maßnahmen berücksichtigen sollten, um einen potenziellen Anstieg der Unfallzahlen möglichst zu verhindern.
„Zunächst sollten alle davon überzeugt werden, dass das Fahren unter dem Einfluss von Marihuana nicht in Ordnung ist. Danach sollten Gesetze und Sanktionen eingeführt werden, die diejenigen bestrafen, die diese Botschaft ignorieren. Schließlich sollte sichergestellt werden, dass die notwendigen Ressourcen vorhanden sind, um diese Gesetze und Sanktionen durchzusetzen.“
Journal of Studies on Alcohol and Drugs, doi: 10.15288/jsad.2022.83.494