Robert Klatt
Die geplante Cannabislegalisierung könnte den Konsum der Droge in Deutschland erhöhen und sich negativ auf den Jugendschutz auswirken. Die Studienautoren empfehlen deshalb eine strenge Regulierung des Marktes.
Hamburg (Deutschland). Gesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD) hat mit seinen Vorschlägen zur Cannabislegalisierung für Diskussionen gesorgt. Geplant ist unter anderem der legale Konsum der Droge in speziellen Vereinen und der Verkauf in Cannabislegalisierung. Eine Metastudie des Instituts für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG), an der unter anderem Wissenschaftler der Universität Hamburg (UHH) mitgearbeitet haben, hat nun untersucht, ob und wie sich die Cannabislegalisierung auf den Jugendschutz und den Konsum auswirken würde.
Die Wissenschaftler haben für ihre Metastudie über 160 Untersuchungen ausgewertet, welche aus Ländern wie den U.S.A., Kanada und Uruguay stammen, also Staaten, in denen der Erwerb von Cannabis legal ist. Zudem wurden Gespräche mit mehreren Experten aus diesen Nationen geführt. Sie kamen dabei zu dem Ergebnis, dass eine Legalisierung in Deutschland zu einer weiteren Zunahme des Konsums führen würde.
„Die Legalisierung selbst scheint zunächst nur geringe kurzfristige Auswirkungen auf den allgemeinen Konsumanstieg zu haben. Jedoch zeigen Studien mit einem längerem Beobachtungszeitraum, dass der Cannabiskonsum dort schneller gestiegen ist, wo Cannabis für Freizeitzwecke legal ist.“
Das Expertengutachten untersucht ebenso die Implikationen für den Schutz von Kindern und Jugendlichen. Es wird darauf hingewiesen, dass eine höhere Verfügbarkeit von Cannabis nicht zwangsläufig einen kurzfristigen Anstieg des Konsums unter Jugendlichen bewirkt. Allerdings besteht die Gefahr, dass der Konsum in dieser Altersgruppe langfristig steigt.
Die Direktorin der Landesstelle für Suchtfragen in Sachsen-Anhalt, Helga Meeßen-Hühne, äußert, dass bereits jetzt immer mehr Menschen trotz des Verbots Cannabis konsumieren. Sie empfindet die Studienergebnisse als Bestätigung ihrer Beobachtungen.
„Die Autoren der Studie haben auch geschrieben, dass sich nicht beobachten ließ, dass die Anzahl der Erkrankten zunimmt. Deswegen warnen ja gerade Psychiater sehr vor einer Freigabe, weil die befürchten, dass es zu einem Anstieg psychiatrischer Krankheiten kommt.“
In Ländern mit einer kontrollierten Freigabe der Droge ist es dazu aber nicht gekommen.
Andreas Bühl, parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag, ist hingegen überzeugt, dass eine Legalisierung die Droge verharmlosen würde.
„Wir fühlen uns durch diese Studie bestätigt. Denn wenn ich die Studie richtig verstehe, kommt ja in den Ländern, wo Legalisierung passiert ist genau das, nämlich dass Cannabis als nicht so schlimm wahrgenommen wird und man es normalisiert.“
Auch die Studienautoren warnen vor einer Normalisierung des Cannabiskonsums und empfehlen deshalb eine Regulierung des kommerziellen Marktes.
„Das kann beispielsweise durch die Errichtung eines staatlichen Verkaufsmonopols oder durch eine räumliche Begrenzung der Verkaufslizenzen erreicht werden", heißt es in der Studie. "Ein umfassendes Marketingverbot ist ebenfalls zielführend, um die Attraktivität legaler Produkte für Nicht-Konsumierende einzuschränken.“