Robert Klatt
Eine zweckgebundene CO2-Steuer wird laut einer neuen Studie sowohl in den U.S.A. als auch in Deutschland von der Bevölkerung mehrheitlich akzeptiert, wenn parallel auch andere Industrienationen eine solche Steuer einführen würden.
Zürich (Schweiz). Laut einer Studie des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V. (PIK) ist eine Reduzierung der CO2-Emissionen und damit eine Begrenzung des Klimawandels nur durch die Einführung einer CO2-Steuer möglich. Obwohl die Veröffentlichung der Studienergebnisse für Kritik gesorgt hat, die sich in vielen Fällen darauf bezog, dass eine Verringerung des in Deutschland produzierten CO2-Anteils, der laut der Internationale Energie Agentur (IEA) nur 2,1 Prozent der globalen Emissionen ausmacht, keine signifikanten Auswirkungen auf das Klima haben würde, könnte laut einer Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) die Einführung einer CO2-Steuer unter bestimmten Bedingungen eine Mehrheit in der Bevölkerung erhalten.
Laut der im Fachmagazin Science Advances veröffentlichten Studie, die neben Deutschland auch die Situation in den U.S.A. untersucht hat, spielt neben der Höhe der CO-Steuer und deren Verwendung vor allem die parallele Einführung durch andere Industriestaaten eine entscheidende Rolle bei der Akzeptanz.
Die Daten der Studie wurden durch ein Online-Experiment erhoben, bei dem jeweils 3.000 Personen aus den U.S.A. und Deutschland zu unterschiedlichen CO2-Steuer-Modellen befragt wurden. Während des Experiments wurden die Rahmenbedingungen der Steuer-Modelle zufällig variiert, um so herauszufinden welche Faktoren einen Einfluss auf die Akzeptanz in der Bevölkerung haben. Die Politikwissenschaftler konnten so ein Steuer-Modell entwickeln, das laut ihren Studienergebnissen bei einer Volksbefragung mehrheitsfähig wäre. Außerdem konnten Faktoren ermittelt werden, die die Akzeptanz einer CO2-Steuer durch die Bevölkerung reduzieren würden.
Als wichtigsten Faktor haben die Politikwissenschaftler Liam F. Beiser-McGrath und Thomas Bernauer den Verwendungszweck der CO2-Steuer identifiziert. Es zeigte sich, dass die Zahlungsbereitschaft steigt, wenn die Steuerpflichtigen wissen, dass der Staat die Mehreinahmen zweckgebunden zum Beispiel für den Ausbau erneuerbarer Energiequellen einsetzt. Auch die Investition der CO2-Steuer-Einnahmen in Infrastrukturprojekte und Bevölkerungsschichten mit geringen Einkommen erhöht die Zahlungsbereitschaft. Einen gegenteiligen Effekt löst hingegen die Nutzung der Steuereinnahmen für die Rückzahlung von Staatsschulden oder Unternehmenssubventionen aus.
Laut den Studienergebnissen sind Menschen in den U.S.A. bereit einer zweckgebundenen Steuer bis zu 60 Dollar pro Tonne CO2 zu bezahlen. Dies entspricht im Mittel 860 Dollar jährlicher Mehrbelastung pro Person. In Deutschland liegt die Zahlungsbereitschaft hingegen laut der Studie bei nur 20 Dollar pro Tonne CO2.
Außerdem zeigen die Studienergebnisse deutlich, dass eine CO2-Steuer nur dann von der Bevölkerung akzeptiert wird, wenn auch andere Industrieländer eine ähnliche hohe Steuer einführen. Konkret würden die Probanden aus den U.S.A. statt der 60 Dollar pro Tonne CO2 nur 30 Dollar pro Tonne CO2 bezahlen wollen, wenn andere Länder keine Besteuerung von Kohlenstoffdioxid-Emissionen einführen würden. Die deutschen Probanden würden die erhobenen 20 Euro pro Tonne CO2 hingegen bereits dann bezahlen wollen, wenn die CO2-Steuer nicht in alle Industrieländer sondern nur in der EU eingeführt werden würde.
Laut Beiser-McGrath überraschen die Studienergebnisse die Wissenschaftler, da sie davon ausgegangen sind, dass die Zahlungsbereitschaft in den U.S.A. deutlich unter der Zahlungsbereitschaft in Deutschland liegen würde. Wieso die zwischen den beiden Ländern so große Unterschiede bestehen hat die Studie nicht untersucht.
Science Advances, doi: 10.1126/sciadv.aax3323