Robert Klatt
Die Gewinne der DAX-Konzerne sind stark gesunken. Trotzdem befinden sich die an die Aktionäre ausgeschütteten Dividenden auf einem Rekordniveau.
Stuttgart (Deutschland). Die 40 größten deutschen Aktienunternehmen, die den Deutschen Aktienindex (DAX) bilden, haben laut Ernst & Young (EY) 2024 insgesamt 54,0 Milliarden Euro an ihre Aktionäre ausgezahlt. Die Dividende war damit nur geringfügig niedriger als im Vorjahr (- 0,2 %) und auf dem zweithöchsten Wert aller Zeiten.
Die höchste Dividende der DAX-Konzerne hat mit 5,9 Milliarden Euro der Versicherungskonzern Allianz ausbezahlt. Die Dividende des Unternehmens ist damit deutlich höher als im Vorjahr (+ 10 %). Danach folgen Mercedes-Benz mit 4,1 Milliarden Euro (- 25 %) und die Deutsche Telekom mit einer Ausschüttungssumme von 4,4 Milliarden Euro (+ 15 %). Am höchsten sind die Dividenden 2024 bei der Commerzbank (+ 81 %) und der Deutschen Bank (+ 48 %) gestiegen.
Obwohl die DAX-Konzerne hohe Dividenden ausschütten, war die Gewinnentwicklung 2024 eher negativ. Die DAX-Konzerne haben demnach einen Jahresüberschuss nach Steuern von 96 Milliarden Euro erzielt. Dies ist ein deutlicher Rückgang gegenüber 2023 (- 21 %). Neun DAX-Konzerne haben ihre Dividende trotz eines deutlichen Gewinnrückgangs auf dem Vorjahresniveau gehalten oder sogar erhöht. Laut den Ökonomen von EY haben sie sich dafür vor allem entschieden, um das Vertrauen der Investoren zu erhalten.
„Angesichts der schwierigen Wirtschaftslage und großer konjunktureller und politischer Risiken ist die fast rekordhohe Dividendenausschüttung der DAX-Konzerne eine sehr positive Nachricht. Etliche DAX-Unternehmen haben sehr gute Zahlen für 2024 vorgelegt und sind auf gutem Weg, auch 2025 zu einem Rekordjahr zu machen. Davon profitieren die Anleger. Einige Unternehmen kämpfen mit starkem Gegenwind und Gewinneinbrüchen. Wir sehen bei vielen Unternehmen einschneidende Sparmaßnahmen bis hin zum Stellenabbau. Entsprechend deutlich fällt bei einigen Unternehmen in diesem Jahr das Minus bei der Dividende aus.“
Laut EY haben vor allem die Aktionäre der Autokonzerne 2024 deutlich niedrigere Ausschüttungen erhalten. Die Dividendensumme der sieben Unternehmen aus der Automobilindustrie ist 2024 um etwa vier Milliarden Euro gesunken (- 21 %), während die Gewinne der Unternehmen noch stärker eingebrochen sind (- 72 %). Berücksichtigt man die nicht zahlungswirksamen Wertberichtigung der Beteiligungsgesellschaft Porsche SE sind die Gewinne lediglich um 30 Prozent gesunken.
„Die deutschen Autokonzerne mussten zuletzt nach einigen sehr guten Jahren kräftige Gewinneinbußen hinnehmen- Angesichts der Vielzahl an Problemen, mit denen die Autohersteller konfrontiert sind und die durch die 25-Prozent-Strafzölle der USA jetzt nochmal verschärft wurden, dürfte es auch mittelfristig schwer werden, wieder die hohen Gewinne der Vorjahre zu erreichen. Dass die Hersteller in dieser Lage die Dividenden kürzen, ist nur folgerichtig. Auch in den kommenden Jahren wird es in dieser Branche wohl eher keinen Geldregen für Aktionäre mehr geben. Denn die Unternehmen müssen an ihrer Zukunftsfähigkeit arbeiten. Das heißt vor allem: in Innovationen investieren.“
Jan Brorhilker, Managing Partner des Geschäftsbereichs Assurance von EY, ist der Ansicht, dass die Dividenden 2025 auf einem ähnlichen Niveau bleiben. Eine deutliche Steigerung ist jedoch angesichts der in Deutschland in vielen Branchen problematischen ökonomischen Situationen nicht zu erwarten.
„Einige DAX-Konzerne sind in sehr guter Verfassung und dürften auch zukünftig hohe Dividenden auszahlen. Allerdings befinden sich gleichzeitig viele führende Industrieunternehmen mitten in einer tiefgreifenden Transformation, verbunden mit Restrukturierungs- und Kostensenkungsmaßnahmen. Hinzu kommen die lahmende Konjunktur, die erheblichen geopolitischen Spannungen und das Risiko eines eskalierenden Handelskriegs. Da sind große Sprünge bei den Dividenden eher nicht zu erwarten. In Summe rechnen wir für das kommende Jahr mit einer Gesamtausschüttung auf dem aktuellen Niveau.“