Höhere Nettolöhne und Renten

Deutsche haben mehr Geld als vor der Covid-19-Pandemie

Robert Klatt

Deutsches Paar beim Einkaufen )kcotS ebodAnaeD toborD(Foto: © 

Die Kaufkraft in Deutschland ist trotz der Covid-19-Pandemie und des Ukrainekriegs seit 2019 gestiegen. Einige Produkte, darunter Lebensmittel, sind aber deutlich teurer geworden.

Köln (Deutschland). Ein Großteil der Allgemeinbevölkerung in Deutschland ist der Ansicht, dass ihre Kaufkraft in den letzten Jahren gesunken ist. Einen Hinweis darauf liefert auch ein Mustereinkauf, der aus Butter, Brot, Orangensaft, Zucker und Salzbrezeln. 2019, dem letzten Jahr vor der Covid-19-Pandemie und dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, hat der Mustereinkauf 16,05 Euro gekostet. Inzwischen kosten dieselben Produkte 24,57 Euro.

Ökonomen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e. V. (IW) um Christoph Schröder haben nun im Auftrag des ARD-Wirtschaftsmagazins Plusminus untersucht, ob die Kaufkraft der Deutschen im Zeitraum von 2019 bis 2024 tatsächlich gesunken ist. Im Studienzeitrum sind die Preise des untersuchten Warenkorbs um 20 Prozent gestiegen. Die Gehälter sind im selben Zeitraum jedoch um 24 Prozent gestiegen.

„Ich finde es eine enorme Leistung, dass wir trotz beispielsweise der Umstellung der Energieversorgung schon auf dem Niveau vor der Krise sind und es sogar schon wieder übertreffen.“

Starke Unterschiede bei Produktkategorien

Die Berechnung des IW zeigt jedoch, dass es starke Unterschiede zwischen den Erhöhungen des Einkommens und den Preiserhöhungen bei einigen Produktkategorien gibt. Als Beispiel nennt Schröder einen Fernseher, für den ein Deutscher 38 Prozent kürzer arbeiten muss als vor der Covid-19-Pandemie. Andere Bereiche, darunter vor allem Lebensmittel, sind hingegen deutlich teurer geworden. Um Zucker zu kaufen, muss ein Deutscher beispielsweise 65 Prozent länger arbeiten als vor der Covid-19-Pandemie.

Auch Christiane Benner, die Vorsitzende der IG Metall, betrachtet die Inflationsbilanz gemischt. Laut der Gewerkschafterin haben die Covid-19-Pandemie und der Ukrainekrieg einen deutlichen Einfluss auf die Menschen in Deutschland.

„Aber wir haben auf der finanziellen Seite mit einer verantwortungsvollen Tarifpolitik das Gröbste aufgefangen.“

Gewerkschaften verlangen höhere Gehälter

Laut Benner hat zudem die steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro geholfen. Sie erklärt, dass es nun aber an der Zeit sei, die Kaufkraft der Beschäftigten weiter zu erhöhen und das Vorkrisenniveau zu übertreffen. Die IG Metall fordert in der Tarifrunde im September sieben Prozent mehr. Eine Befragung von über 300.000 Mitgliedern zeigte, dass mehr Geld im Mittelpunkt stehe und nicht wie früher kürzere Arbeitszeiten.

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