Robert Klatt
Die Vermögen der Privathaushalte in Deutschland wurden bisher unterschätzt. Vor allem der Immobilien- und Firmenbesitz wurde nicht korrekt erfasst.
Berlin (Deutschland). Eine Studie der Deutschen Bundesbank (BBk) kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass Privathaushalte in Deutschland im Mittel 232.800 Euro und im Median 70.800 Euro Nettovermögen besitzen. Dabei wurden Wohneigentum, Bankguthaben, Fahrzeuge sowie Ansprüche aus privaten Rente- und Lebensversicherungen erfasst und Hypotheken und Kredite gegengerechnet.
Eine Studie von Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), der Humboldt-Universität und der Universität Bonn kam nun zu dem Ergebnis, dass „Deutschland erheblich reicher ist, als die offiziellen Statistiken zeigen“.
Demnach wurden die Vermögen der Privathaushalte in Deutschland bisher unterschätzt. Betroffen sind davon vor allem die besser situierten Haushalte, deren Wohlstand in den vorherigen Studien nicht komplett erfasst wurde. Die Schere zwischen Arm und Reich ist also noch großer, als bisher angenommen wurde.
Als Hauptgrund dafür nennen die Ökonomen Vermögenswerte in Form Firmenbesitz. Nicht-börsennotierten Unternehmen sind in Deutschland oft nicht dazu gezwungen, ihre Bilanzen offenzulegen. Ihr Wert und damit das Vermögen ihrer Besitzer lässt sich somit nur schwer einschätzen.
Weil die offiziellen Statistiken sich an Buchwert orientieren und nicht am realen Wert der Unternehmen orientiert, wurde der Firmenbesitz bisher mit zwei Billiarden Euro deutlich zu niedrig eingeschätzt. Realistisch sind laut der neuen Studie vier Billiarden Euro Firmenbesitz.
Auch der Immobilienbesitz der Deutschen wurde bisher zu gering bewertet. Die offiziellen Statistiken wiesen acht Billiarden Immobilienbesitz aus. Durch die hohen Wertsteigerungen von Immobilien in Ballungszentren und Großstädten liegt der tatsächliche Immobilienbesitz laut der nun veröffentlichten Studie jedoch bei rund zehn Billiarden Euro.
Ein weiterer Grund für die Unterschätzung der Vermögen ist laut den Autoren deren Erfassung, die bisher vor allem auf Basis von Befragungen erfolgte. Es ist demnach wahrscheinlich, dass viele Menschen falsche Angaben machten. Zudem nehmen die reichsten Menschen eines Landes an solchen Umfragen meistens nicht teil. Als Datenquelle der neuen Studie diente deshalb unter anderem die Reichenliste des Manager Magazins.