Robert Klatt
Verkehrspolitische Maßnahmen, darunter eine Citymaut und höhere Parkgebühren, sollen in unterschiedlichen Städten den Autoverkehr reduzieren. Eine deutsche Stadt hat nun eine Prämie für die Abschaffung von Autos eingeführt, die den Umstieg auf alternative Verkehrsmittel attraktiver machen soll.
Marburg (Deutschland). In den meisten Groß- und Mittelstädten fließt der Verkehr immer langsamer. Unterschiedliche Städte haben deshalb verkehrspolitische Maßnahmen eingeführt, die den Autoverkehr reduzieren sollen, darunter eine Citymaut in New York City und dreimal so hohe Parkgebühren für große Autos in Paris. Auch die Stadt Marburg in Hessen mit ihren rund 78.000 Einwohnern möchte die Anzahl der Autos reduzieren.
Der Marburger Stadtrat Michael Kopatz erklärt in einer Pressemitteilung, dass die Stadt deshalb eine Prämie geschaffen hat, die die Bürger motivieren soll, ihr Auto abzumelden. Die Prämie besteht aus Gutscheinen im Gesamtwert von 1.250 Euro jährlich, die unter anderem für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und Carsharing gelten.
„Es gibt viele Menschen, die schon länger überlegen, ihr Auto abzuschaffen. Ein Drittel der Autobesitzenden in Städten mit einem guten Mobilitätsangebot sagen, dass sie ihr eigenes Auto eigentlich so gut wie gar nicht brauchen.“
Die Auszahlung der Prämie erfolgt unabhängig davon, ob es sich bei dem abgemeldeten Auto um einen Erst-, Zweit- oder Drittwagen handelt und ob das Auto verkauft oder eingelagert wird. Die Pilotphase des Projekts startet bereits in diesem Monat. Sie ist auf 50 Autos beschränkt. Ob auch andere Städte in Deutschland eine ähnliche Prämie planen, ist bislang noch nicht bekannt.
Die Empfänger der Prämie können weitestgehend selbst entscheiden, wie sie die 1.250 Euro Gesamtsumme aufteilen. Möglich sind unter anderem Guthaben für Carsharing (bis zu 800 Euro), den lokalen ÖPNV (bis zu 600 Euro) und sogenannte Marburg-Gutscheine (bis zu 400 Euro), die in unterschiedlichen Restaurants und Geschäften eingelöst werden können.
Laut Kopatz sollen beiden Seiten von dem Angebot profitieren. Autobesitzer sparen sich demnach die laufenden Kosten ein und die Stadt muss weniger in die Infrastruktur investieren. Vor allem öffentliche Parkplätze verursachen hohe Kosten, die bei etwa 2.400 Euro Einmalkosten und einem jährlichen Unterhalt von etwa 360 Euro liegen.