Robert Klatt
In Deutschland sollen bis 2030 15 Millionen Elektroautos zugelassen sein. Eine Analyse zeigt nun, wie viele Ladepunkte installiert werden müssen, um das Ziel zu erreichen.
Karlsruhe (Deutschland). In Deutschland sollen laut den Klimazielen der Bundesregierung bis 2030 15 Millionen Elektroautos fahren. Eine Studie des Wuppertal Instituts im Auftrag des Umweltverbandes Greenpeace kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass dies nicht ausreichend ist und die geplante Reduzierung der CO₂-Emissionen nur erreicht werden kann, wenn bis 2030 mindestens 20 Millionen Elektroautos zugelassen sind.
Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn die öffentliche Ladeinfrastruktur, deren Ausbau laut einer Analyse der Förderbank KfW ineffizient abläuft, optimiert wird. Laut Wissenschaftler von PricewaterhouseCoopers (PwC) sind bis 2030 520.000 öffentliche Ladepunkte nötig. Sollte die aktuelle Ausbaugeschwindigkeit beibehalten werden, existieren dann aber nur 210.000 Ladepunkte.
Ladepunkte in Großstädten
Während Besitzer von Einfamilienhäusern oft über eigene Ladepunkte verfügen, haben bisher nur wenige Mehrfamilienhäuser Ladepunkte für Elektroautos. Forscher des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (Fraunhofer ISI) haben deshalb ermittelt, wie viele Ladepunkte in Städten installiert werden müssten, um das Ziel der Bundesregierung zu erreichen. Laut Friederike Piper haben sie sich dabei auf die zwei Millionen Nichtwohngebäude wie Parkhäuser und Büros sowie die 3,5 Millionen Mehrfamilienhäuser konzentiert.
„Die Hälfte aller deutschen Wohnungen befinden sich in Mehrfamilienhäusern. Dies muss mitgedacht werden, damit die Mobilitätswende gelingt.“
Laut der Prognose des Fraunhofer ISI werden bis 2030 etwa 1,6 Millionen Elektroautos auf privaten Parkplätzen von Mehrfamilienhäusern stehen. Um diesen Fahrzeugen ausreichend Strom zur Verfügung zu stellen, sei es notwendig, mindestens 20 Prozent dieser Fahrzeuge mit individuellen Ladestationen auszustatten. Diese Einschätzung basiert auf der Annahme, dass sich mehrere Autobesitzer eine Ladestation teilen könnten, etwa durch die Zuweisung spezifischer Ladezeiten oder durch die Erhebung von Gebühren für eine übermäßige Nutzung der Parkplätze.
Die Versorgungsrate von 20 Prozent ist laut den Autoren aber nur eine Basis. Um eine optimale Versorgung der in Mehrfamilienhäusern lebenden Besitzern von Elektroautos sicherzustellen, sind zusätzliche Ladepunkte nötig. Laut der Studie kann aber selbst die Minimalquote von 20 Prozent nur schwer erreicht werden, weil oft nicht ausreichend Platz für die Installation von Ladesäulen besteht. Zudem sind Eigentümer von Mehrfamilienhäusern gegenwärtig nur bei umfangreichen Renovierungsarbeiten oder Neubauten zum Einbau solcher Infrastrukturen verpflichtet. Die Wissenschaftler gehen deshalb davon aus, dass die Nachfrage nach Ladepunkten 2030 das Angebot deutlich überstiegen wird.
Um die Lücke zu schließen, müssen auch Potenziale von Nichtwohngebäuden wie Supermärkten, Parkhäusern und Büros erschlossen werden. Die Forscher prognostizieren, dass 2030 täglich rund drei Millionen Elektroautos an öffentlichen Ladestationen geladen werden. Um den Strombedarf zu decken, müsste für zehn Prozent der Fahrzeuge eine Ladesäule verfügbar sein, unter der Voraussetzung, dass 30 Prozent der Ladevorgänge tagsüber erfolgen und die Fahrzeuge nach dem Laden sofort die Ladezone freimachen. Ein schneller und möglicherweise über das gesetzliche Maß hinausgehender Ausbau dieser Ladepunkte könnte den erwarteten Mangel an Ladeinfrastruktur bei Mehrfamilienhäusern teilweise kompensieren.