360.000 Autos „stillgelegt“

Deutschland – CO2-Steuer reduziert Emissionen deutlich

Robert Klatt

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Der kürzlich eingeführte CO2-Preis reduziert laut einer Studie die gefahrenen Kilometer und dadurch auch Emission des Autoverkehrs deutlich. Der Effekt der Preissteigerung für Benzin und Diesel entspricht 360.000 stillgelegten Autos.

Essen (Deutschland). In Deutschland gilt ab dem 1. Januar 2021 ein CO2-Preis von 25 Euro pro Tonne Kohlendioxid. Bis zum Jahr 2025 wird der Preis der Emissionszertifikate stufenweise auf 55 Euro pro Tonne CO2 erhöht, danach sollen Auktionen erfolgen, in denen Unternehmen Emissionszertifikate frei handeln können. Das Ziel dieser „Quasisteuer“ ist die Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes.

Im Fokus dabei steht besonders der Verkehrssektor, der in Deutschland laut Daten der Bundesregierung etwa 20 Prozent der CO2-Emissionen verursacht und im Gegensatz zu anderen Sektoren seine Emissionen seit 1990 kaum reduziert hat. Verantwortlich dafür ist die höhere Anzahl der gefahrenen Kilometer und die größer und schwerer werdenden Fahrzeuge, die die Effizienzsteigerung der Motorenentwicklung zunichtemachen.

Höhere Preise für Benzin und Diesel

Ob der höhere Preis von sieben Cent pro Liter bei Benzin und acht Cent pro Liter bei Diesel tatsächlich zu weniger Spritverbrauch führen, lässt sich aufgrund von Home-Office und anderen Maßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie, die die Mobilität der Menschen in Deutschland einschränken, noch nicht messen.

Mobilitätsdaten der letzten 15 Jahre

Wissenschaftler des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung haben deshalb Mobilitätsdaten der Jahre 2004 bis 2019 analysiert und daraus die Effekte des CO2-Preises extrapoliert.

Auswirkungen auf Benzinautos

Das Team um Prof. Dr. Colin Vance fand dabei heraus, dass ein zehn Prozent höherer Benzinpreis bei Benzinautos die gefahrenen Kilometer im Mittel um 2,5 Prozent reduziert. Durch den neuen CO2-Preis, der für fünf Prozent teureres Benzin sorgt, würden Benzinautos demnach 1,25 Prozent weniger Kilometer fahren.

Paradoxerweise sorgt ein höherer Benzinpreis aber auch dafür, dass der Kraftstoffverbrauch pro Kilometer steigt. Verantwortlich dafür ist wahrscheinlich ein geändertes Fahrverhalten, bei dem vor allem auf lange Fahrten verzichtet wird, während Stadtfahrten mit einem hohen Spritverbrauch pro Kilometer beibehalten werden.

Auswirkungen auf Dieselautos

Bei Dieselautos gibt es hingegen keine signifikante Auswirkung auf die Fahrleistung oder den Kraftstoffverbrauch. Dies liegt sehr wahrscheinlich daran, dass Dieselfahrzeuge hauptsächlich von Personen genutzt werden, die aus beruflichen oder familiären Gründen dazu gezwungen sind, weite Strecken zu fahren und deshalb kaum auf höhere Dieselpreise reagieren können.

740.000 Tonnen weniger CO2

Insgesamt kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass ein CO2-Preis von 25 Euro pro Tonne den CO2-Ausstoß von Autos in Deutschland mindestens um 740.000 verringert. Dies entspricht etwa 0,8 Prozent der Gesamtemissionen aller Autos in Deutschland. Der Effekt des aktuellen CO2-Preises entspricht somit einer kompletten Stilllegung von 360.000 Fahrzeugen.

Colin Vance, RWI-Umweltökonom: „Unsere Studie zeigt, dass die CO2-Steuer im Verkehrssektor die Emissionen reduzieren dürfte. Allerdings wird die Wirkung vermutlich zunächst nur moderat sein, unter anderem, weil Dieselfahrer kaum auf Preisänderungen reagieren. Langfristig dürften höhere CO2-Steuern aber dazu führen, dass Menschen ihr Fahrverhalten anpassen oder auf andere Verkehrsmittel umsteigen.“

Ein CO2-Preis von 55 Euro würde laut der Modellrechnung die Emissionen um 1,62 Millionen Tonnen CO2 verringern. Dies entspricht 790.000 stillgelegten Fahrzeugen und würde die CO2-Emissionen des Autoverkehrs um 1,7 Prozent reduzieren.

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