Robert Klatt
In Deutschland sollen bis 2030 15,8 Millionen Elektroautos fahren. Die vorhandene Ladeinfrastruktur und die Ausbaugeschwindigkeit reichen jedoch nicht aus, um die Klimaziele der Bundesregierung zu erfüllen.
Düsseldorf (Deutschland). Im Jahr 2030 sollen in Deutschland laut dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung 15,8 Millionen batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) zugelassen sein. Eine Studie von Strategy&, der globalen Strategieberatung von PricewaterhouseCoopers (PwC), kam nun zu dem Schluss, dass das Klimaziel voraussichtlich nicht erreicht wird. Laut der Studie „Der E-Mobility-Check: Wie bereit ist Deutschland?“ sollen bis 2030 nur 10,5 Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen fahren.
Verursacht wird die Zielverfehlung primär durch den langsamen Ausbau der Ladeinfrastruktur. In Deutschland befindet sich laut einer Studie des Europäischen Automobilherstellerverbands (ACEA) zwar knapp ein Fünftel der Ladesäulen (19,4 %) der Europäischen Union (EU), diese sind aber nicht sinnvoll verteilt.
Laut Strategy& existieren in Deutschland bisher rund 60.400 öffentliche Ladepunkte (Stand Mai 2022). Wöchentlich kommen etwa 330 weitere Ladepunkte dazu. Diese Ausbaurate ist jedoch zu gering, um die Ziele der Bundesregierung zu erreichen. Sollte der Ausbau in Deutschland nicht massiv beschleunigt werden, kommt es laut den Analysen sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich so einer massiven Ladelücke.
Berechnungen von Strategy& zeigen, dass bis 2030 mindestens 340.000 öffentliche Schnellladepunkte nötig sind, um die prognostizierten 10,5 Millionen Elektroautos zu laden. Wenn die aktuelle Ausbaugeschwindigkeit beibehalten wird, werden bis zu diesem Zeitpunkt aber nur 210.000 Ladepunkte erreicht.
Sollten 2030 tatsächlich die von der Bundesregierung gewünschten 15,8 Millionen Elektroautos in Deutschland unterwegs sein, wären sogar 520.000 öffentliche Ladepunkte nötig. Im privaten Bereich läge die Lücke bei den Ladepunkten in diesem Fall bei 5,6 Millionen.
Gebremst wird der Ausbau der Ladeinfrastruktur primär durch bürokratische Genehmigungsverfahren, zurückgehaltene öffentliche Flächen und Abstimmungsprobleme zwischen den Akteuren des Ökosystems.
„Um den Ausbau des Ladenetzes zu beschleunigen und die Klimaziele zu erreichen, bedarf es gezielter Anreizsysteme für einen flächendeckenden Bau bedarfsgerechter und nutzerfreundlicher Ladeinfrastruktur. Zudem muss es mehr günstige BEV-Modelle mit entsprechend guter Reichweite geben, die gleichzeitig fit für das Schnellladen sind. Gerade der Ausbau von Schnellladepunkten wird über den Erfolg der Verkehrswende entscheiden. Denn mit schnelleren Ladegeschwindigkeiten brauchen wir deutlich weniger Ladepunkte“, erklärt Heiko Seitz, Co-Autor der Studie.