Robert Klatt
Deutschland nutzt immer mehr erneuerbare Energien. Trotzdem ist das Land noch deutlich länger abhängig vom Erdgas als bisher angenommen wurde.
Düsseldorf (Deutschland). In Deutschland nimmt laut dem Umweltbundesamt (UBA) der Anteil der erneuerbaren Energie am Gesamtenergieverbrauch kontinuierlich zu. Trotzdem importiert die Bundesrepublik noch immer fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Erdgas für rund 80 Milliarden Euro pro Jahr. Nun hat McKinsey den aktuellen Energiewendeindex publiziert, laut dem Deutschland noch deutlich länger von Erdgas abhängig ist als bisher angenommen wurde.
„Deutschland wird voraussichtlich noch länger auf Erdgas angewiesen sein als angenommen.“
Laut den Berechnungen von McKinsey wird der Gesamtverbrauch von aktuell 740 Terawattstunden (TWh) bis 2030 nur auf 690 bis 720 TWh sinken. Der Netzentwicklungsplan hat hingegen einen Rückgang auf 550 bis 650 TWh beim Erdgasbedarf prognostiziert.
Knapp die Hälfte des Erdgasverbrauchs entfällt auf Haushalte und Gewerbe (45 %), gefolgt von Industrie (30 %) und Kraftwerken (30 %). Der Gasverbrauch der Haushalte und Gewerbe sinkt bis 2030 jedoch nur von aktuell 330 TWh um 35 bis 45 TWh auf etwa 285 bis 295 TWh. Ein Großteil davon entfällt auf rund 20 Millionen Wohnungen mit einer Gasheizung. der rund 100 TWh hohe Gasverbrauch von Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD) entfällt ebenfalls größtenteils auf Heizungen und Warmwasser.
Um den Gasverbrauch in Deutschland stark zu reduzieren, müssten laut McKinsey deutlich mehr Wärmepumpen installiert werden. Das Ziel von sechs Millionen Wärmepumpen ist beim aktuellen Ausbautempo von „nur“ 193.000 Wärmepumpen im Jahr 2024 jedoch unrealistisch.
Die Industrie nutzt aktuell etwa 215 TWh Erdgas jährlich. Durch die zunehmende Elektrifizierung und effizientere Produktionsprozesse wird ihr Bedarf bis 2030 um 45 bis 55 TWh sinken und bei insgesamt 160 bis 170 TWh liegen.
Die Erdgasnachfrage für die Strom- und Fernwärmeerzeugung nimmt durch den Kohleausstieg und den höheren Bedarf jedoch von aktuell 195 TWh bis 2030 auf 245 bis 255 TWh zu. Dies liegt unter anderem an der hohen Volatilität der erneuerbaren Energien und dem Kohle- und Kernkraftausstieg, die gemeinsam den Bedarf an Gaskraftwerken erhöhen.