Robert Klatt
Pflanzliches Fleisch kann die Umweltschäden der Landwirtschaft deutlich reduzieren. Der Wandel hat aber versteckte Kosten, die bisher kaum beachtet wurden.
Ithaca (U.S.A.). In Deutschland entstehen durch die Landwirtschaft ökologische Schäden in Höhe von 90 Milliarden Euro pro Jahr. Besonders hoch sind die externalisierten Kosten der Rindfleischproduktion. Würde man diese Kosten in die Verkaufspreise einkalkulieren, müsste Rindfleisch laut einer Studie der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) mindestens 80 Euro pro Kilo kosten. Eine deutlich umweltfreundlichere Alternative ist pflanzliches Fleisch, bei dessen Produktion signifikant weniger CO₂- und Methanemissionen entstehen.
Eine Studie der Cornell University (Cornell) hat sich nun mit den ökologischen und ökonomischen Auswirkungen von pflanzlichem Fleisch beschäftigt. Laut der Publikation im Fachmagazin The Lancet Planetary Health könnte die US-amerikanische Lebensmittelproduktion ihren landwirtschaftlichen CO₂-Fußabdruck um etwa 2,5 bis 13,5 Prozent senken könnte, wenn sie Fleischalternativen in größerem Umfang einführen würde. Dies würde insbesondere durch eine Reduzierung der für die Rindfleischproduktion benötigten Rinder um zwei bis zwölf Millionen erreicht.
Laut den Forscher um Daniel Mason-D’Croz sind die Maßnahmen zur Verlangsamung des Klimawandels zwar essenziell, können aber starke wirtschaftliche Auswirkungen haben. Diese könnten sowohl positive als auch negative Aspekte umfassen und Themen wie Lebensunterhalt, Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, gerechte Löhne und Gesundheitsgerechtigkeit betreffen. Dieser Trend könnte die landwirtschaftliche Arbeitslandschaft erheblich beeinträchtigen und über 1,5 Millionen Arbeitsplätze in der Branche aufs Spiel setzen.
„Eine verringerte CO2-Bilanz und eine verbesserte Ressourceneffizienz im Lebensmittelsystem sind Gründe, warum alternative Proteine in einem Portfolio aus Technologien und Strategien zur Förderung nachhaltigerer Lebensmittelsysteme enthalten sein könnten. Dennoch sind pflanzenbasierte Alternativen zu Rindfleisch keine Allheilmittel. Ihre Auswirkungen auf andere Umweltaspekte des Lebensmittelsystems, wie beispielsweise den Gesamtwasserverbrauch, sind nicht eindeutig.“
Die Wissenschaftler untersuchten den möglichen Umbruch, den diese Ersatzprodukte verursachen könnten, indem sie die wirtschaftlichen Auswirkungen verschiedener Szenarien verglichen. In diesen Szenarien ersetzten pflanzliche Rindfleischalternativen 10 Prozent, 30 Prozent oder 60 Prozent des aktuellen US-Rindfleischmarktes.
„Insgesamt könnten Veränderungen im Lebensmittelsystem einen geringen, aber potenziell positiven Einfluss auf das nationale Bruttoinlandsprodukt haben. Diese Veränderungen würden sich jedoch nicht gleichmäßig auf die Wirtschaft auswirken. Es könnten erhebliche Störungen im gesamten Lebensmittelsystem festgestellt werden, insbesondere in der Rindfleisch-Wertschöpfungskette. Diese könnte im Szenario einer 60-prozentigen Substitution um bis zu 45 Prozent schrumpfen – was die Existenzgrundlage der mehr als 1,5 Millionen in diesen Sektoren beschäftigten Menschen infrage stellt.“
Laut Mario Herrero zeigen die Ergebnisse, dass gute Gründe für die Förderung von Fleischalternativen durch Regulierungsbehörden und die Politik bestehen.
„Es gibt gute Gründe für Regulierungsbehörden und politische Entscheidungsträger, diese aufstrebenden Technologien zu fördern. Politiker müssen sich jedoch der unbeabsichtigten negativen Folgen bewusst bleiben und sich dazu verpflichten, Veränderungen zu mildern, die ethisch bedenklich sind, einschließlich Schäden für benachteiligte Arbeiter sowie hart getroffene lokale Gemeinschaften und kleinere Produzenten.“
The Lancet Planetary Health, doi: 10.1016/S2542-5196(22)00169-3