Robert Klatt
Junge Erwachsene streben in Deutschland weniger nach einem eigenen Auto. Sie bevorzugen stattdessen Carsharing und fahren öfter Fahrrad.
München (Deutschland). In Deutschland ist aktuell die Rekordanzahl von 48,7 Millionen Autos gelassen. 2020 ist die Anzahl der Neuzulassungen jedoch stark eingebrochen und 2021 wurden lediglich 2,62 Millionen neue Autos zugelassen. Es handelt sich dabei um die niedrigste Anzahl seit mehr als 30 Jahren. Eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey zeigt nun, dass diese Entwicklung sich in den kommenden Jahren noch verstärken könnte.
An der Studie nahmen 4.000 Menschen aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien teil, die dazu befragt wurden, welche Arten von Mobilität sie in Zukunft nutzen möchten und wie sie sich aktuell fortbewegen. Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Generationenspaltung: Während ein Großteil der Über-45-Jährigen (77 %) über ein eigenes Auto verfügen, ist es bei den unter 30-Jährigen weniger als die Hälfte(42 %). Dementsprechend nutzen die Jüngeren häufiger den ÖPNV (20 %) als die Älteren (9 %).
Es ist verständlich, warum eine geringere Anzahl junger Menschen über ein eigenes Auto verfügt. Das Kaufen eines Fahrzeugs ist eine kostspielige Investition, die viele junge Erwachsene, wie Auszubildende oder Studierende, aufgrund ihres geringeren Einkommens nicht stemmen können. Was jedoch von Interesse ist, sind die Pläne für die Zukunft. Hier zeigt sich ein klares Trendbild: Die Generation Z strebt nicht mehr unbedingt nach dem Besitz eines Autos. Bei den unter 30-Jährigen gab knapp ein Drittel (32 %) an, in Zukunft öfter mit dem eigenen Auto unterwegs sein zu wollen, während 31 Prozent angaben, dass sie dies nicht beabsichtigen.
Das Interesse an alternativen Fortbewegungsmitteln steigt, während der Stellenwert des eigenen Autos abnimmt. Laut einer Studie ziehen 43 Prozent der Jugendlichen verstärkt den Einsatz von Bussen und Bahnen in Betracht, während 41 Prozent den Fokus auf Mikromobilität, wie Fahrräder und E-Scooter, legen. Die Studie von McKinsey legt nahe, dass das persönliche Fahrzeug unter jungen Menschen zwar nicht ausstirbt, jedoch eine weniger dominante Rolle einnimmt. Selbst unter denjenigen, die noch ein eigenes Auto anstreben, bevorzugen 50 Prozent ein voll elektrisches Modell und kleinere Fahrzeuge gegenüber großen SUVs.
Obwohl die Studie keine weiteren sozioökonomischen Faktoren der Teilnehmer untersucht, liegt der Wandel möglicherweise nicht nur an einem gesteigerten Umweltbewusstsein, sondern auch an praktischen Überlegungen. Aufgrund des stetigen Wachstums von Großstädten und Ballungsräumen in Deutschland gewöhnen sich immer mehr Menschen an die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, Fahrrädern und E-Scootern. In vielen städtischen Gebieten ist ein eigenes Auto eher ein Hindernis, da die meisten Ziele bequem mit Bus und Bahn erreichbar sind.
Die Umfrage zeigt zudem, dass 32 Prozent der jungen Menschen vermehrt auf geteilte Mobilitätsangebote wie Taxis, Car-Sharing oder Fahrdienste wie Uber und FreeNow setzen. Dies ist nachvollziehbar, da die Anschaffung eines eigenen Fahrzeugs für gelegentliche Fahrten, wie große Einkäufe oder längere Reisen, weniger attraktiv erscheint.
Die Untersuchungsergebnisse sind sowohl für Produzenten als auch für politische Entscheidungsträger von Bedeutung. Erstere können einen deutlichen Trend hin zu Elektrofahrzeugen erkennen, der sich gut mit der Neigung zu kleineren Autos verbinden lässt, die leichter elektrisch betrieben werden können. Der Trend zur Mikromobilität ist nicht nur für E-Scooter-Anbieter erfreulich, sondern besonders für Fahrradproduzenten, da der Verkauf von E-Bikes kontinuierlich neue Rekorde aufstellt.
Für politische Akteure bieten solche Studien Anhaltspunkte dafür, welche Technologien und Mobilitätsformen in der Zukunft verstärkt unterstützt und gefördert werden sollten. Die wachsende Nutzung von Bussen und Bahnen unterstreicht die Notwendigkeit, diese Verkehrsnetze sowohl lokal und regional als auch auf Bundesebene auszubauen.