Mehr Radverkehr

Einzelhandel profitiert von verkehrsberuhigten Städten

 Robert Klatt

Fahrradweg in Paris )kcotS ebodAredimsoK kyrtaP(Foto: © 

Verkehrsberuhigungsmaßnahmen, etwa Fahrradstraßen und neue Fußwege, stehen oft in der Kritik, weil sie den lokalen Geschäften schaden sollen. Eine umfassende Metastudie zeigt nun, dass der Einzelhandel in Mittel- und Großstädten davon profitiert.

Berlin (Deutschland). Der Einzelhandel in Deutschland steht vor vielen Herausforderungen, darunter vor allem die anhaltende Beliebtheit des Onlinehandels. Kritiker von Verkehrsberuhigungsmaßnahmen sind zudem der Ansicht, dass diese dem Einzelhandel schaden, obwohl unterschiedliche Studien bereits zu gegenteiligen Ergebnissen gekommen sind. Wissenschafterfr der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH Aachen) haben etwa eine Studie publiziert, laut der Parkplätze unmittelbar vor dem Geschäft dem Einzelhandel schaden.

Nun haben Forscher des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu), dem größten Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum, erneut untersucht, wie sich Verkehrsberuhigungsmaßnahmen auf den Einzelhandel auswirken. Dazu haben sie Praxisberichte und empirische Studien aus dem In- und Ausland ausgewertet.

Verkehrsberuhigte Städte helfen dem Einzelhandel

Laut der Metastudie schaden verkehrsberuhigte Städte dem Einzelhandel nicht. Wenn der öffentliche Raum attraktiver wird und Menschen deshalb länger in den Einkaufsstraßen verweilen, profitiert der Einzelhandel sogar von den Maßnahmen und kann höhere Umsätze erzielen.

„Die Analyse der empirischen Studien aus dem In- und Ausland zeigt, dass es keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen und einer wirtschaftlichen Schlechterstellung des Einzelhandels gibt. Die Studien und Praxisberichte zeigen vielmehr: Ein attraktiver öffentlicher Raum zieht Menschen an, lädt zum Bummeln und Verweilen ein und kommt damit auch dem Einzelhandel zugute.“

Die analysierten Studien und Praxisberichte zeigen zudem, dass Autofahrer pro Besuch mehr Geld im Einzelhandel ausgeben als Fußgänger und Radfahrer. Fußgänger und Radfahrer besuchen den Einzelhandel jedoch öfter und erzeugen dadurch insgesamt einen höheren Umsatz. Die Forscher erklären deshalb, dass eine Umgestaltung der Städte zugunsten des Fuß- und Radverkehrs dem Einzelhandel helfen kann.

Erreichbarkeit des lokalen Einzelhandels

Laut der Metastudie ist vor allem die Erreichbarkeit des Einzelhandels ohne Auto entscheidend.

„Wichtig für den Erfolg von Verkehrsberuhigungsmaßnahmen ist, dass die Erreichbarkeit des Einzelhandels auch unabhängig vom Auto sichergestellt ist.“

Um die Erreichbarkeit der lokalen Geschäfte ohne Auto zu vereinfachen, müssen Alternativen, darunter der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) sowie die Rad- und Fußwege, langfristig attraktiver gestaltet werden. Gleichzeitig muss eine entsprechende Parkraumbewirtschaftung sicherstellen, dass auch Autofahrer die Geschäfte erreichen können.

„Es ist ja im Interesse des Einzelhandels, dass der vorhandene Parkraum nicht durch Dauerparkende belegt wird, sondern der Kundschaft für ihre Einkäufe zur Verfügung steht. Durch Parkraumbewirtschaftung werden genau diese wichtigen Potenziale aktiviert. Darüber hinaus kann der Straßenraum durch eine Reduzierung der Parkplätze für vielfältige Nutzungen geöffnet werden, die das längere Verweilen für die Kunden attraktiver machen.“

Die Metaanalyse hat jedoch lediglich die Situation in Groß- und Mittelstädten untersucht. Für kleinere Kommunen fehlt eine ausreichende Datenbasis. Es ist deshalb möglich, dass Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in Kleinstädten und im ländlichen Raum andere Auswirkungen haben.

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