Robert Klatt
Die CO₂-Emissionen des Straßenverkehrs sollen bis 2030 um 55 Prozent sinken. Dieses Ziel kann jedoch mit der bisherigen Ladeinfrastruktur nicht erreicht werden. Neben der Anzahl der Ladesäulen ist auch deren Verteilung problematisch.
Brüssel (Belgien). Das hohe Sparpotenzial von Elektroautos, die im Unterhalt günstiger als Diesel und Benziner sind, hat in den letzten Jahren zu einem boomenden Kaufinteressente in Deutschland geführt. Nun hat die EU-Kommission entschieden, dass ab dem Jahr 2035 in der Europäischen Union (EU) nur noch Elektroautos eine Zulassung erhalten sollen. In den kommenden Jahren wird die Anzahl der Elektroautos demnach weiter zunehmen.
Eine Studie des Europäischen Automobilherstellerverbands (ACEA) kam jedoch nun zu dem Ergebnis, dass in vielen EU-Mitgliedsstaaten deutlich zu wenige Ladesäulen für Elektroautos existieren. Zudem konzentriert sich knapp die Hälfte der Ladesäulen (48,8 %) auf die Niederlande (29,4 %) und Deutschland (19,4 %). Diese Länder machen jedoch unter zehn Prozent gesamten EU-Fläche aus. Die übrigen 25 Länder, die 90 Prozent der EU-Fläche abdecken, verfügen demnach nur über etwas mehr als die Hälfte (51,2 %) der Ladesäulen.
Bei der Verteilung der Ladeinfrastruktur gibt es eine klare Teilung zwischen den westeuropäischen und den mittel- und osteuropäischen Ländern. Führend sind die Niederlande, wo es so viele Ladepunkte gibt wie in 23 Mitgliedstaaten zusammen. Rumänien, das etwa sechsmal so groß ist wie die Niederlande, verfügt beispielsweise nur über 0,4 Prozent aller Ladepunkte in der EU.
Die fünf Länder mit den wenigsten Ladepunkten sind aktuell:
Danach folgen südosteuropäische Länder wie die Slowakei, Slowenien und Griechenland.
In den letzten Jahren wurden die Ladestationen in der EU stark erweitert. Dieser Ausbau verlief laut einer Studie der staatlichen Förderbank KfW in Deutschland jedoch ineffizient ab. Zudem ist die Gesamtzahl an Ladepunkten (307.000) in der EU laut der ACEA deutlich unter dem kommenden Bedarf. Um die CO₂-Emissionen des Straßenverkehrs bis zum Jahr 2030 um 55 Prozent reduzieren zu können, sind laut dem demnach in der EU 6,8 Millionen Ladepunkte nötig. Dies entspricht einer Steigerung um mehr als das 22fache in nur acht Jahren. Außerdem müssen die Ladestationen deutlich ausgewogener verteilt werden.
„Während einige Länder bei der Einführung der Infrastruktur vorpreschen, hinkt die Mehrheit hinterher. Die krassen Unterschiede zeigen, dass wir starke AFIR-Ziele brauchen, die in allen EU-Mitgliedstaaten harmonisiert sind. Wir fordern die politischen Entscheidungsträger auf, AFIR zu stärken, damit es das Ziel erreichen kann, ein dichtes europäisches Netz von Ladestationen aufzubauen, das sich von Norden bis Süden und von Osten bis Westen erstreckt“, erklärt Eric-Mark Huitema, der Generaldirektor des ACEA.
Die EU-Verordnung AFIR (Alternative Fuels Infrastructure Regulation) aus dem Juli 2021 soll den Ausbau der Ladeinfrastruktur in der EU beschleunigen und vereinheitlichen. Es soll dadurch eine grenzüberschreitende Ladeinfrastruktur entstehen, die vom Verbraucher einfach genutzt werden. Aktuell ist es noch oft noch problematisch, mit Ladekarten und Apps im Ausland ein Elektroauto zu laden.